Drei Generationen von Notenbank-Gouverneuren wollen mit anderen das Bargeld schützen, aber nicht nur 40 Euro. Ewald Nowotny, der amtierende OeNB-Chef Robert Holzmann und Klaus Liebscher (v. li.).

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Diese Gouverneursdichte hat man in der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) sicher schon lang nicht mehr gesehen – wenn man sie überhaupt je sah. Die Präsentation der Plattform "Euro-Bargeld 360 Grad" führte am Montag zwei Ex-Gouverneure – Klaus Liebscher (ab 1995 OeNB-Chef; ÖVP) und dessen Nachfolger Ewald Nowotny (bis September 2019;SPÖ) – mit dem amtierenden Gouverneur Robert Holzmann (FPÖ) zusammen.

Die von OeNB, ihrer Tochter Münze Österreich, Sozialpartnern und Interessenverbänden wie Gemeinde- oder Seniorenbund und Pensionistenverband gegründete Plattform will "die Bedeutung von Bargeld in Österreich weiter stärken und absichern". Jeder könne Wünsche, Fragen und Probleme etwa mit der Bargeldversorgung "einmelden", hieß es bei dem Pressegespräch. Es gehe darum, zu verstehen, wo die Bürgerinnen und Bürger dem Zusammenhang "der Schuh drückt", erklärte Holzmann.

Vertrauen in die Währung

Unisono betonten die Initiatoren vor allem, dass "Bargeld Ausdruck der monetären Freiheit" sei, wie es Holzmann nannte, eine Abschaffung würde die Bevölkerung "sehr enttäuschen und das Vertrauen in die Währung erschüttern".

Jeder Konsument müsse frei entscheiden können, mit Bargeld oder Karte oder digital im Internet zu bezahlen, betonte Exgouverneur Nowotny, die Notenbanken stünden für die "Freiheit der Wahl".

Vor allem gelte es, ältere Leute und solche ohne Zugang zum Internet zu unterstützen und deren Versorgung mit Bargeld sicherzustellen – das betonten vor allem die Seniorenvertreterin Ingrid Korosec und ihr Kollege Peter Kostelka. Lange Wege zu Bankomaten müssten verhindert werden, erklärten sie und trafen sich bei dieser Forderung mit jener des Präsidenten des Gemeindebunds, Alfred Riedl. Er erinnerte daran, dass es wegen Bankfilialschließungen immer weniger Bankomaten gebe, wiewohl sie nun in Supermärkten zu finden seien

Gegen schwedisches Modell

Als ein Beispiel für Länder, in denen das Bargeld bereits stark zurückgedrängt ist, nannten die Teilnehmer an der Präsentation vor allem Schweden, wo nur noch rund neun Prozent der Einkäufe bar bezahlt werden und Geschäfte oft gar keine Münzen und Scheine mehr annehmen. Obwohl Bargeld, wie es der Chef der Münze Österreich, Gerhard Starsich, bewarb "cool und modern" sei und Transaktionen nur "Nanosekunden" dauerten.

War es Zufall, dass die Präsentation zu Beginn der Eintragungsfrist des Volksbegehrens "Für uneingeschränkte Bargeldzahlung" stattfand? Holzmann betonte, dass die OeNB dazu keine Stellung nehme, er selbst könne sich aber vorstellen, es zu unterstützen. Und ist die Notenbank dafür, das Recht auf Bargeld in der Verfassung zu verankern? Das sei Sache des Gesetzgebers, aber es sei ja "offensichtlich, wo wir stehen" (Renate Graber, 19.9.2022)