Auch mit dabei: Guybrushs Erzfeind LeChuck.

Foto: Screenshot: Return to Monkey Island
Screenshot: Return to Monkey Island
Screenshot: Return to Monkey Island
Screenshot: Return to Monkey Island

Als Ron Gilbert vor ein paar Monaten die Rückkehr von Guybrush Threepwood und der von ihm ins Leben gerufenen Adventure-Legende "Monkey Island" ankündigte, waren die Reaktionen nicht ausschließlich positiv. Manche Leute störten sich gar sehr an der neuen Ästhetik, die "Return to Monkey Island" mitbringt. Und Anfeindungen in Richtung Gilbert führten letztlich dazu, dass dieser die öffentliche Kommunikation zum neuen Spiel vorläufig einstellte.

Die Beschwerdeführer freilich liegen im Unrecht. Zum einen, weil Geschmack relativ ist, und zum anderen, weil "Monkey Island" über die Jahre viel, aber sicherlich keinen einheitlichen Grafikstil hatte. Präsentierten sich die ersten beiden Teile in den frühen 90ern noch im Pixelart-Look, wechselte "Curse of Monkey Island" auf Comicgrafik, ehe "Escape from Monkey Island" in früher, klotziger 3D-Grafik umgesetzt wurde.

Nintendo

Und während Markeninhaber Lucasarts sich danach auf die Ausschlachtung von "Star Wars" stürzte, brachte Telltale Games Guybrush Threepwood und Co in "Tales of Monkey Island" in einer eigenen 3D-Interpretation zurück. "Return to Monkey Island" (erschienen für Windows, macOS und Nintendo Switch) setzt wieder auf klassisches 2,5D-Point-'n'-Click, diesmal nun eben in einer etwas abstrakteren, künstlerischen Umsetzung. Über so etwas jammert auch nur ein Möchtegern, der kämpft wie eine Kuh. Und kein echter Pirat, wie Guybrush Threepwood nach Eigenbeschreibung mittlerweile einer ist.

Back to the roots

Nachdem das gesagt ist, hier noch ein Disclaimer: Für den Ersteindruck wurden die Einführungssequenz und die ersten Rätsel des eigentlichen Storystrangs durchgespielt. Im Rahmen dessen können im Text und den Screenshots kleinere Spoiler vorkommen, die die Handlung der ersten beiden Spielstunden betreffen.

Nach einem Intro, in dem man Guybrushs Sohnemann durch den "Big Whoop"-Vergüngungspark manövriert und dabei auch die gut gelungene Steuerung kennenlernt, taucht der etwa gealterte Serienheld dort auf, wo alles begann: Melee Island. Seine Mission ist es, das "wahre Geheimnis" von Monkey Island zu heben. Erzfeind LeChuck ist bereits munter dabei, sein Schiff zu beladen, während Guybrush selbst erst noch einen Weg finden muss, um wieder auf die sagenumwobene, titelgebende Insel zu gelangen.

Auf Melee Island haben sich aber Dinge geändert. Zwar findet man einige alte Bekannte wie etwa Carla, den alten Mann am Ausblickspunkt oder die Voodoo-Priesterin, aber zur Rettung in finanzieller Not hat sich die Inselverwaltung einer Piratin an den Hals geworfen, die nun de facto das Sagen hat. "Dunkle Magie" ist in, Voodoo ist out, und selbst seriöse™ Geschäftsleute wie der Gebrauchtschiffsverkäufer Stan S. Stanman können dem langen Arm der neuen Chefin nicht entrinnen.

Traditionell lustig

Selbstverständlich hat Guybrush dennoch einen Plan, und zu dessen Umsetzung quatscht und rätselt man sich über die Insel. Mit seinem Humor sollte das Game dabei auch neue Spieler begeistern können, mit allerlei Anspielungen an vergangene Teile kann es gestandene "Monkey Island"-Fans auf jeden Fall abholen, aber auch an allgemein popkulturellen Anspielungen wird nicht gespart. Die im gewohnten Stil der Reihe gehaltene Musik tut ihr Übriges dazu. Hinweis: In der Vorabversion funktionierte die Sprachausgabe nicht, ob das ein generelles Problem des Games ist oder spezifisch mit dem verwendeten System zu tun hat, war in der Kürze nicht abklärbar.

Und wer Erinnerungslücken hat oder die (empfehlenswerten) älteren Teile erst einmal nicht spielen mag, findet übers Hauptmenü im "Scrap Book" eine Reihe an Memorabilia nebst Beschreibung, die grob die bisherigen Abenteuer von Guybrush Threepwood zusammenfasst.

"Return to Monkey Island" pflegt die geschätzte Tradition skurriler Aufträge und Rätsel weiter, deren Lösung manchmal offensichtlich ist, aber manchmal auch mehr "Um-die-Ecke-Denken" verlangt. Der Schwierigkeitsgrad hält sich trotzdem in überschaubaren Grenzen, wer knackigere Herausforderungen möchte, kann das Spiel aber auch in einem zweiten, schwereren Schwierigkeitsgrad spielen. Ist eine Aufgabe zu frustrierend, steht ein optional nutzbares, laut Entwicklern "spoilerfreies" Hinweissystem zur Verfügung. Es gibt in jedem Fall viel zu lachen. Man merkt dem Spiel an, dass hier Ron Gilbert federführend am Werk war.

Neben der Grafik wurde die Technik modernisiert. Die Zeit der Befehlsliste am unteren Bildrand ist freilich längst vorbei. Wer etwas ansehen oder mit jemandem reden möchte, klickt in der PC-Version links. Interaktion oder Aufnehmen geht, wo möglich, mit einem Rechtsklick. Das Inventar wird simpel per Drag-and-Drop bedient. Eine To-do-Liste gibt auf Wunsch eine Übersicht über zu erledigende und schon absolvierte Aufgaben.

Lust auf mehr

Die ersten Spielstunden sind vergangen wie im Flug und machen Lust auf mehr. Und schließlich locken ja noch eine Seefahrt und mutmaßlich eine Schatzsuche, die man sich nicht entgehen lassen will. Besser hätte der diesjährige "Talk-Like-a-Pirate-Day" gar nicht sein können. Eine vollständige Rezension des neuen "Monkey Island" folgt natürlich noch. Arrr! (gpi, 19.9.2022)