Pugatschowa im Jahr 2019.

Foto: Foto: Imago/Itar-Tass

Ihre Kritik dürfte Wladimir Putin besonders schmerzen. Alla Pugatschowa, die 73-jährige russische Poplegende und Komponistin, nimmt sich kein Blatt mehr vor den Mund, wenn es um Russlands Krieg gegen die Ukraine geht. Nun ging sie sogar so weit, in einem bitterbösen Post auf Instagram darum zu bitten, vom russischen Justizministerium auf die Liste der "Auslandsagenten" gesetzt zu werden. Eine zweifelhafte Ehre, die ihrem Mann Maxim Galkin bereits am vergangenen Freitag zuteilwurde.

Mit dem 46-jährigen Moderator und Comedian Galkin – ein Kriegskritiker der ersten Stunde – ist Pugatschowa in fünfter Ehe verheiratet. Galkin, der wie sie in Russland ein Megastar ist, sei ein "wirklicher und unkäuflicher Patriot", der seiner Heimat Frieden wünsche und ein "Ende des Sterbens unserer Jungs für illusorische Ziele", schreibt Pugatschowa auf Instagram. Mit Galkin, der mittlerweile in Israel lebt, hat sie neunjährige Zwillinge, die eine Leihmutter ausgetragen hat. Sie selbst ist erst vor wenigen Wochen aus Israel zum Schulbeginn der Kinder zurückgekehrt.

Konstante und Idol

Seit den 1970er-Jahren hat Pugatschowa die Rock- und Popmusik in Russland geprägt, experimentierte mit neuen Musikformen und Unterhaltungsformaten. Ihr Erfolg überdauerte den Untergang der Sowjetunion, bis heute ist sie für Russen und Russinnen aus allen Schichten Konstante und Idol. Während ihrer langen und beständigen Karriere, die sie auch als erste sowjetische Künstlerin auf Welttourneen führte, konnte sie Kreml-Chefs von Leonid Breschnew über Boris Jelzin bis Wladimir Putin zu ihren Fans zählen.

Die preisgekrönte Sängerin und ausgebildete Dirigentin fremdelte lange Zeit nicht mit der russischen Politik. Sie ließ sich mit den Größen ebendieser ablichten, posierte mit Alexander Lukaschenko und Putin und unterstützte 2012 auch die Kandidatur des Kreml-genehmen Präsidentschaftskandidaten Michail Prochorow.

Direkte Kritik

Eigene Positionen nahm die 1949 in Moskau geborene aber immer schon ein. Pugatschowa engagierte sich für die Förderung des Musiknachwuchses, für soziale Themen oder gegen Kernenergie, was dem Kreml mitunter auch bitter aufstieß. 1987 wurden Lieder von ihr sogar für kurze Zeit untersagt, das Verbot aber nach einer öffentlichen Protestwelle wieder aufgehoben.

Direkte Kritik an der Regierung ist für Pugatschowa jedenfalls neu. Ihre Stimme hören aber bis heute noch Millionen Russinnen und Russen. Umso größer ist das Echo, das nun auf ihre harte Kriegskritik folgen könnte. (Manuela Honsig-Erlenburg, 19.9.2022)

Udo Lindenberg und Alla Pugatschowa 1987 mit Lindenbergs Lied "Wozu sind Kriege da" in Deutschland.
ohnemitglied