Michael Gregoritsch genießt den Erfolg.

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Christopher Trimmel genießt den Erfolg.

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Michael Gregoritsch und Christopher Trimmel sind äußerst glückliche Fußballer. Sie sind befreundet, genießen die Leichtigkeit des Seins. Das Wissen, alles richtig gemacht zu haben, beruhigt. Der 35-jährige Trimmel ist Kapitän von Union Berlin, und er ist nach sieben Runden ungeschlagener Tabellenführer in Deutschland. Die "Eisernen" haben fünf Punkte mehr als das berühmte Bayern München. "Eine Momentaufnahme. Natürlich leben wir davon, dass die Großen schwächeln. Aber wir sind ein eingeschworener Haufen", sagt der Rechtsverteidiger, der ein begabter Tätowierer ist.

Der 28-jährige Gregoritsch wechselte im Sommer von Augsburg zum SC Freiburg. Die Breisgauer sind Dritter, Gregoritsch hat bereits drei Tore erzielt. "Die absolut richtige Entscheidung. Ich bin angekommen, habe zur Selbstverständlichkeit gefunden." Der Stürmer mag die Beschaulichkeit. "Die Menschen strahlen, hier gibt es null Aggression." Dafür ist Christian Streich, der Kulttrainer, mitverantwortlich. Gregoritsch sagt: "So einen habe ich noch nie erlebt. Kommunikativ, detailbesessen, fragend und sich selbst hinterfragend."

Aussichten

Gregoritsch und Trimmel sind am Montag in Wien beim österreichischen Nationalteam eingetroffen, sie hatten am Sonntag zu tun. Union schlug Wolfsburg 2:0, Freiburg holte in Hoffenheim ein 0:0.

Trimmel kickt seit 2014 in der Hauptstadt, sein erdiger Verein lehnt Kommerz ab, ist quasi das gallische Dorf. "Das Bier und die Tickets werden nicht teurer. Der Charakter hat sich mit den Erfolgen nicht verändert." Die beiden ziehen Parallelen zum Nationalteam. "Auch wir mischen vorne mit, erarbeiten uns ein Alleinstellungsmerkmal." Was nicht zuletzt an Ralf Rangnick liegt.

Am Donnerstag wartet in Saint-Denis Weltmeister Frankreich, am Sonntag wird die Nations League in Wien gegen Kroatien abgeschlossen. Die Franzosen haben erst zwei Zähler, Österreich hält beim Doppelten. "Es ist angenehm, wenn andere schwächeln, den Druck haben, da können wir befreit aufspielen." Trimmel und Gregoritsch fallen dem Größenwahn nicht anheim. "Natürlich sind wir der Underdog. Aber wir haben definitiv Selbstvertrauen." Bei den Franzosen fehlen Kapazunder wie Karim Benzema oder Kingsley Coman, quasi zum Ausgleich fallen Konrad Laimer und Sasa Kalajdzic aus. Leipzigs Laimer wurde das Syndesmoseband operiert, kein Fußball bis zu Winterpause.

Gregoritsch, der sechs Kilo Muskelmasse zugenommen hat (wiegt 91), bezeichnet den gegnerischen Strafraum "als mein Revier". Die neue Lebensqualität drückt sich auch so aus: "Keiner fragt mehr, warum ich im Nationalteam bin." (Christian Hackl, 19.9.2022)