Ein Fuchs bei der traditionellen Mäusejagd. Der Nahrungsopportunist hat aber auch nichts gegen fette Karpfen.

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Das Verhalten des zufällig beobachteten Fuchses am Rande eines Stausees machte die beiden spanischen Forscher stutzig: Obwohl sie ihm ziemlich nahe gekommen waren, flüchtete das Tier nicht. Also beschlossen Jorge Tobajas (Universität Córdoba) und sein Kollege Francisco Díaz-Ruiz (Universität Málaga), sich auf die Lauer zu legen und zu beobachten, was den Fuchs beharrlich in Ufernähe hielt.

Das geduldige Warten sollte reich belohnt werden: Bald begab sich der sich unbeobachtet wähnende Fuchs in Lauerstellung und stürmte in den seichten Randbereich des großen Stausees, wo gerade Karpfen laichten. Das passierte in den folgenden Stunden nicht nur einmal, sondern insgesamt zwölfmal. Und bei zehn Versuchen kam der Fuchs jeweils mit einem rund ein Kilogramm schweren Karpfen im Maul wieder zurück ans Ufer: Die Fische waren nicht nur eine fette, sondern auch eine recht leichte Beute, wie das folgende Video zeigt:

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Diese auch auf Video festgehaltene Beobachtung, die sich bereits im März 2016 am Valuengo-Stausee in der Extremadura im Südwesten Spaniens zutrug, ist der erste dokumentierte Fall eines fischenden Fuchses, schreiben die Forscher nun mit einiger Verspätung im Fachblatt "Ecology". Damit sind Rotfüchse die zweite Art von Caniden (zu denen auch Wölfe und Hunde gehören), von der bekannt ist, dass sie Fische jagt. (Bereits vor mehreren Jahren waren in Nordamerika Wölfe beim Lachsfischen ertappt worden.)

Fischreste in Fäkalien

Fischreste wurden schon früher in den Fäkalien von Füchsen gefunden. Die Fachleute waren sich damals aber nicht sicher, ob die Füchse die Fische selbst gefangen hatten oder ob es sich um ein "gefundenes Fressen" handelte – also etwa um Fische, die tot ans Ufer gespült worden waren. Die neue Untersuchung bestätigt, dass es tatsächlich Füchse gibt, die Fische als Nahrungsquelle selbst aktiv fangen.

Besonders überraschend war für Tobajas und Díaz-Ruiz neben ihrer Erstbeobachtung die hohe Erfolgsquote des Fuchses. Bei mehr als 80 Prozent erfolgreicher Attacken war für sie klar, dass der Fuchs das sicher nicht zum ersten Mal gemacht haben kann. Anstatt sofort alle Fische zu verschlingen, versteckte er den größten Teil seines reichen Fangs und dürfte mindestens einen Fisch mit einer Füchsin geteilt haben.

Für Tobajas ist der fischende Fuchs ein Beispiel dafür, wie wenig die Wissenschaft selbst über Tierarten weiß, die relativ eng mit dem Menschen zusammenleben. Vor allem aber würden die neuen Beobachtungen unterstreichen, dass der Fuchs ein faszinierendes und sehr intelligentes Tier ist. (tasch, 20.9.2022)