Floppy-Disks sind für Kunstinstallationen sehr begehrt, wie hier in einer Universitätsbibliothek in Polen.

Foto: Tomasz Waszczuk, EPA

Tom Persky hat eine geschäftliche Nische gefunden, die eigentlich schon ausgestorben sein müsste: Er verkauft und recycelt alte Disketten. In einem neuen Buch stellt er aber jetzt klar: Die Floppy-Disk ist nach wie vor wichtiger, als man gemeinhin annehmen würde. So verkauft Persky die meisten alten Datenträger an Airlines.

Auf floppydisk.com handelt Persky mit den alten Datenträgern in den üblichen Formaten 5 1/4 Zoll und 3,5 Zoll mit Speichergrößen von 360 Kilobyte bis 1,44 Megabyte – was nach heutigen Maßstäben nahezu archaisch wirkt. Persky bezeichnet sich demnach auch als "Last Man Standing" im Geschäft mit den Magnetplatten in Karton oder Plastik.

Airlines und Medizinbereich als größte Kunden

Die Geschäfte dürften gut laufen, schenkt man dem Buch "Floppy Disk Fever: The Curious Afterlives of a Flexible Medium" von Niek Hilkmann und Thomas Walskaar Glauben. In dem Buch gibt Persky Einblicke in sein Geschäft – und seine Kunden. Die kommen laut dem Händler aus der Industrie, wo die Diskette immer noch dafür verwendet wird, Maschinen mit Informationen zu füttern, erklärt Persky dabei in einem Interview, das in "Eye of Design" veröffentlicht wurde. "Stell dir vor, es sind die 1990er, und du baust eine Industriemaschine, die 50 Jahre halten soll. Natürlich nimmst du da die beste zur Verfügung stehende Technologie", erklärt Persky auf die Frage, warum Disketten noch eine so große Rolle spielen.

Deshalb gehörten Airlines zu Perskys größten Kunden, denn die Hälfte der Luftflotten sei mehr als 20 Jahre alt und setze noch immer auf Disketten im Bereich der Avionik. Auch im US-Medizinbereich kämen nach wie vor Floppy-Disks zum Einsatz. Der dritte große Kundensektor seien Nostalgiker und Hobbybastler, aber die würden vielleicht 20 oder 50 Disketten kaufen. Auch Künstler würden immer wieder für ihre Werke auf die alten Datenträger zurückgreifen, erklärt Persky.

Japan verbannt die Diskette

Floppy-Disks tauchten jüngst wieder in den Schlagzeilen auf, als Japans Digitalminister Taro Kono ankündigte, dass die japanische Verwaltung in Zukunft auf den Einsatz von Disketten verzichten werde. Eine eigene Arbeitsgruppe soll den "Krieg gegen Disketten" führen. Damit waren die US-Nuklearstreitkräfte ein wenig schneller: Seit 2019 werden keine Floppy-Disks mehr in den Computersystemen des US-Atomwaffenarsenals eingesetzt. (red, 20.9.2022)