Das Momentum-Institut prognostiziert einen heftigen Kaufkraftverlust.

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Wien – Die Reallöhne dürften heuer um fast vier Prozent sinken. Das wäre der größte Kaufkraftverlust der unselbstständig Beschäftigten seit den 1960er-Jahren, schreibt das gewerkschaftsnahe Momentum-Institut unter Berufung auf eine Berechnung der EU-Kommission. Selbst in der Finanzkrise gingen demnach die realen Einkommen, also die um die Inflation bereinigten Einkommen, lediglich um rund ein Prozent zurück.

Von 1960 bis 1990 sanken die realen Einkommen nur einmal, berichtete Momentum unter Berufung auf Daten der EU-Datenbank Ameco. Seither habe es inklusive 2022 neun Jahre mit Reallohnverlusten gegeben. Außerdem lagen die jährlichen Anstiege der Reallöhne von 1960 bis Anfang der 1990er-Jahre häufig über 1,5 Prozent – solche Zugewinne hat es seit Ende der 1990er-Jahre nicht mehr gegeben.

"Keine Hinweise auf Preis-Lohn-Spirale"

In den 1970er-Jahren, als die Inflation in Österreich zuletzt hoch war, habe es trotzdem Lohnabschlüsse über der Inflationsrate gegeben, schreibt das Institut. 2022 führe die "rapide steigende Inflation", die weit über den Lohnabschlüssen des Vorjahrs liegt, zu einem starken Reallohnverlust.

"Ohne Gehaltserhöhung droht nächstes Jahr ein mindestens ebenso deutlicher, wenn nicht sogar noch größerer Kaufkraftverlust für Beschäftigte", erklärte Jakob Sturn, Ökonom am Momentum-Institut. Aus seiner Sicht gibt es keine "Hinweise auf eine Preis-Lohn-Spirale", da die Basis für die Kollektivvertragsverhandlungen lediglich die durchschnittliche Teuerung des Vorjahrs sei. Und diese liege mit 6,3 Prozent deutlich unter der aktuellen von 9,3 Prozent. (APA, 20.9.2022)