Designt von H. R. Giger verbreitet das "Kondom des Grauens" in Manhattan Angst und Schrecken.

Foto: Slash Filmfestival

Vier Hexen in College-Röckchen: 90er-Nostalgie in "The Craft".

Foto: 1996 Columbia Pictures Industries, Inc.

Dreizehn Kerzen darf das Slash heuer auspusten – und dabei stolz auf die Kinderjahre sein. Seit das Festival des Fantastischen Films 2010 mit einem trotzigen Urschrei ins Leben glitt, hat es sich als gutbesuchtes, international renommiertes Genrefilmfestival etabliert. Neben kultigen Gästen wie Dario Argento, Nicolas Cage, John Waters oder Beatrice Dalle schafft es das Slash auch Jahr für Jahr zahlreiche Österreich-Premieren ins Land zu holen, darunter ist wieder ein Cannes-Gewinnerfilm, diesmal "Triangle of Sadness" des Schweden Ruben Östlund.

Mutterhorror

Neben Östlunds Kreuzfahrsatire wartet das diesjährige Programm mit Slasher-, Hexen-, Ökohorror und vielen anderen Subgenres des fantastischen Films von allen Kontinenten auf. Darunter sind zahlreiche Filme von Frauen, die sich insbesondere des Maternal Horror annehmen. Etwa "Huesera", der Erstling der Mexikanerin Michelle Garza Cervera: Nachdem es bei Valeria mit der Schwangerschaft endlich geklappt hat, glaubt niemand daran, dass sie zur Mutter taugt. Die Angst wächst mit dem Bauch, die Knochen knacken, und Valeria wird von Visionen der Knochenfrau, einer Figur aus der mexikanischen Folklore, heimgesucht.

Keine Fabelfigur, sondern die Erinnerung an eine alte weiße Frau, die "Good Madam", für die die Mutter als Haushälterin arbeitet, sucht Tsidi im gleichnamigen Film der südafrikanischen Regisseurin Jenna Cato Bass heim. Eine atmosphärische, ruhig erzählte Fabel über Mütter und Töchter, Dienerinnen und Herrinnen, Erinnerung und Gegenwart in Südafrika.

XYZ FILMS

Österreichische Debüts

Auch "Mater Superior", das Regiedebüt der Österreicherin mit dem genretauglichen Namen Marie Alice Wolfszahn, handelt vom Verhältnis Dienstmagd und Herrin. Gothic Horror trifft hier auf das vertraute Paar Faschismus und Esoterik im Österreich der 1970er-Jahre. "Mater Superior" wird im Doppelpack mit einem weiteren österreichischen Debüt gezeigt: "Der Riss" von Paul Ertl ist eine Gruselminiatur über eine Greisin und ihren Sohn, gespielt von Philipp Hochmair.

Für Hasenfüße

Keiner dieser Filme ist Teil der "Hasenfuß-Sektion" des Slash, die Filme für die Schreckhafteren unter uns listet. Darin findet man den norwegischen Narzissmus-Thriller "Sick of Myself", die französische Killerfisch-Polizei-Satire "Year of the Shark" und viele Filme aus der Retrospektive "A Nightmare on Queer Street": Zum Kultfilm "The Rocky Horror Picture Show" gibt's eine Show von Drag-Superstar Peaches Christ. Ebenfalls aus den 1970ern zeigt "Destroying Angel" einen sexhungrigen Priesterseminaristen in einem Doppelgänger-Plot, und "The Craft" mit Neve Campbell befriedigt die 1990er-Jahre "Buffy"-/Hexenhorror-Nostalgie.

Kastrationsangst

Nicht für Hasenfüße ist wegen der expliziten Bilder von geschlechtsangleichenden Operationen die Shockumentary "Let me die a Woman" von (S)Exploitation-Pionierin Doris Wishman. Mit viel Klamauk geht es dagegen in der Ralf-König-Comicverfilmung "Kondom des Grauens" an die Geschlechtsteile: Der schwule Cop Luigi Mackeroni ist in New York auf der Jagd auf beißlustige Kondome. Kastrationsangst made in Germany der 1990er mit Udo Samel und Iris Berben. Zu Gast sind der Regisseur Martin Walz und Spezialeffektemacher Jörg Buttgereit. (Valerie Dirk, 21.9.2022)