Schon vor dem offiziellen Start läuft es bei der Dating-App für republikanisches Publikum nicht rund.

Foto: Right Stuff

An neuen rechten sozialen Netzwerken mangelte es die letzten Jahre nicht. Gab, Gettr, Parler und das von Donald Trump ins Leben gerufene Truth Social versuchten sich als "unzensierte" Alternative zu Twitter, Facebook und Konsorten zu positionieren. Von großem Erfolg waren die Mühen bisher aber nicht gekrönt – sie blieben Nischendienste.

Bald soll ein neuer Anlauf erfolgen, diesmal in einem diesbezüglich unbeackerten Feld: Dating-Services. "The Right Stuff" heißt das Projekt, das von niemandem Geringeren gesponsert wird als von Peter Thiel. Der milliardenschwere Geschäftsmann ist unter anderem Arbeitgeber von Österreichs Ex-Kanzler Sebastian Kurz, pflegt ein skeptisches Verhältnis zum Konzept der Demokratie und zählt zum Kreis der Geldgeber und Vertrauten von Trump.

Markenrechtsstreit

Online gehen soll das Portal laut den letzten bekannten Plänen noch im September. Doch, wie The Daily Beast berichtet, kämpft man schon vor dem Launch mit erheblichen Problemen. Eines davon betrifft den Namen, denn dieser ist schon in Gebrauch. Einerseits durch eine Website mit Verbindungen in das Milieu des "weißen Nationalismus". Andererseits durch eine andere Verkupplungsplattform.

Letztere ist gar nicht begeistert über die Bezeichnungsgleichheit, heißt es seitens des Unternehmens. Denn die eigenen Dienste bietet man Menschen mit höherem Bildungsgrad an, die tendenziell eher liberale Ansichten pflegen und abgeschreckt werden könnten. Laut Gründerin Dawne Touchings verfügt ihr gut 20 Jahre alter Service auch über die passenden Namensrechte. Als einen ersten Schritt zur Verteidigung selbiger hat man die Übermittlung einer Unterlassungserklärung angekündigt.

Naked Development

Konservative Influencerinnen wenig begeistert

Aber auch die Suche nach Leuten, die dem Dienst zum Start eine gewisse Nutzerbasis bescheren sollen, läuft nicht optimal. Aufmerksam generieren und rechte Influencer rekrutieren soll Ryann McEnany. Sie ist die Schwester der einstigen Pressesprecherin des Weißen Hauses, Kayleigh McEnany. Ihr folgen rund 150.000 Menschen auf Instagram, viele davon junge Konservative.

Doch laut Insidern stoßen ihre Versuche, reichweitenstarke junge Frauen zu "The Right Stuff" zu locken, auf wenig Gegenliebe. Viele würden ihre Nachrichten ignorieren oder, garniert mit hämischen Kommentaren, in ihren Chats weiterverbreiten. Andere Leute, die für die republikanische Partei in Washington, D.C., arbeiten, fürchten weitere Probleme. Etwa Linke, die sich auf die Plattform einschleichen, oder Match-Vorschläge aus dem eigenen Umfeld, die man bereits persönlich kennt.

Kritik

Unter der Hand gibt es auch Kritik daran, dass die App ausgerechnet in Washington, D.C., starten soll. Gerade unter den Anhängern von Trump, die zum Zielpublikum gehören, steht die Hauptstadt in Verruf. Das politische Zentrum der USA trägt unter ihnen den wenig schmeichelhaften Beinamen "der Sumpf". Eine Person, die McEnany als Testimonial gewinnen wollte, hätte es lieber, wenn man den Dienst zuerst in Florida oder Texas launchen würde.

Andere sehen wenig Grund, überhaupt eine an Konservative gerichtete Dating-App ins Leben zu rufen. Gleichgesinnte könne man auch auf schon bestehenden Portalen finden. Diese böten oft entsprechende Filterfunktionen. Bemängelt wird auch ein genereller Widerspruch zwischen solchen Plattformen und "traditionellem" Konservativismus, der starken Wert auf persönliches Kennenlernen und ein Umwerben der Frau durch den Mann gemäß des milieutypischen Rollenbilds legt.

In Werbespots für die Plattform ist die "gute alte Zeit" auch immer wieder Thema. Dabei spart man nicht an Seitenhieben auf die Moderne und zieht etwa Männer durch den Kakao, die nicht das gemeinsame Essen bezahlen, keinen Kinderwunsch hegen oder am Fahrrad zum Date erscheinen. Das Versprechen: "Geh aus mit normalen Kerlen." (gpi, 21.9.2022)