Wertanlage

Die Preise für gehypte Uhrenmodelle schnalzen oft in schwindelerregende Höhen. Und selbst die Basisversionen hochwertiger Zeitmesser sind mittlerweile kaum leistbar. Meine Nivada aus den 1950er-Jahren ist auch unbezahlbar.

Uhr
Foto: privat, Lukas Friesenbichler

Das liegt aber bloß an ihrem emotionalen Wert. Nach dem Tod meines Großvaters ging die Uhr in meinen Besitz über. Wann immer ich sie trage, erinnere ich mich an den Opa und denke darüber nach, was den eigentlichen Wert von Dingen ausmacht. Wer braucht da schon eine Rolex? Michael Steingruber

Erleuchtend

Der grüne Lampenschirm aus Glas hat mir schon als Kind gut gefallen. Getragen von dem goldenen Gestänge, strahlt das Licht darunter elegant heraus. Viele Jahre stand die sogenannte Bankerleuchte zwischen Stiften und Papier auf dem Schreibtisch meines Opas.

Lampe
Foto: privat, Lukas Friesenbichler

Dass ihr Design weltweit bekannt ist, weiß ich seit meinem ersten Besuch der Bibliothek der Uni Wien. Dort stehen Hunderte ihrer Art. Mittlerweile hat mir meine Oma das gute Stück vermacht – und das eine oder andere Licht ist mir mit dessen Hilfe schon aufgegangen.

Julia Beirer

Tisch-Teilchen

Mein Schreibtisch ist kein Stück Familiengeschichte, er ist ein ganzes Ahnenpuzzle. Mein Urgroßvater väterlicherseits brachte ihn aus dem Trentino mit nach Tirol. Dort unterrichtete er als Lehrer, unter anderem meinen Opa mütterlicherseits.

Schreibtisch
Foto: privat, Lukas Friesenbichler

Auch, als meine Eltern sich trafen, war er dabei, der Schreibtisch. Seit vier Generationen begleitet er meine Familie. Mein Vater hat ihn nun für mich restauriert. Heute schreibe ich darauf diesen Text – ein weiteres Puzzleteil.

Antonia Rauth

Abhängen

Sie hing schon in vielen Fjorden und Flüssen herum, die familien-geführte Teleskopangel. Im Alter von dreizehn Jahren lehrte mich mein Vater in Norwegen, wie man sie hält – und dann nichts fängt.

Angel
Foto: privat, Lukas Friesenbichler

Heuer gab ich dieses Generationenwissen auf einer Norwegen-Reise an unseren Dreizehnjährigen weiter. Mit derselben Angel haben wir wieder nichts gefangen. Die 13 bringt Unglück beim Lachsfischen, meinen Sie? Das halte ich für Anglerlatein, wir können’s nicht besser.

Sascha Aumüller

Immer noch da

Meine Mutter schrieb das Büchlein mit der Hand für mich. Vor Jahrzehnten, als ich des Studiums wegen vom Bodensee gen Osten auswanderte. Es startet mit kulinarischen Herausforderungen wie blankem Reis sowie Nudeln und hangelt sich Richtung Haute Cuisine weiter, also Carbonara, Wiener Schnitzel und Zitronenkuchen.

Kochbuch
Foto: privat, Lukas Friesenbichler

Meine Kinder, die inzwischen selber kochen, haben darin ihre Spuren zeichnerisch hinterlassen, und der verstorbene Hund biss eine Ecke ab. Gelegentlich nehme ich es noch zur Hand.

Michael Hausenblas

(RONDO, 30.10.2022)