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Der Tod der 22-jährigen Mahsa Amini in Polizeigewahrsam hat nicht nur im Iran selbst, sondern internationale Demonstrationen ausgelöst. Das Bild stammt aus New York.

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Teheran – Nach Protesten im Iran haben die Behörden erste Tote gemeldet. In der Provinz Kurdistan seien drei Personen getötet worden, meldete die iranische Nachrichtenagentur Tasnim am Dienstag. Zwei Menschen seien durch eine Militärwaffe getötet worden, der Tod einer dritten Person wurde als "verdächtig" bezeichnet. Der Waffentyp werde nicht von Sicherheitskräften verwendet, sagte der Gouverneur der Provinz laut Tasnim. Die genauen Umstände waren zunächst unklar.

Bei den Protesten wurde auch ein Polizist getötet. Vier weitere Sicherheitskräfte wurden bei Zusammenstößen mit Demonstranten in der Millionenstadt Schiras verletzt, wie die staatliche Nachrichtenagentur Irna am Mittwoch berichtete. In der nordöstlichen Pilgerstadt Maschhad sei zudem ein Polizist angezündet worden, bevor ihm Demonstranten mit Feuerlöschern zur Hilfe eilten, meldete die Nachrichtenagentur Tasnim.

Kritik an Moralpolizei

Der Tod der 22-jährigen Mahsa Amini im Polizeigewahrsam hatte landesweit Trauer und Empörung ausgelöst. Im Iran gingen am Montag Tausende Menschen auf die Straßen. Dabei kam es auch zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften.

Die junge Frau war am vergangenen Dienstag von der Sittenpolizei wegen ihres "unislamischen Outfits" festgenommen worden. Was genau danach geschah ist unklar, jedenfalls fiel Amini ins Koma und starb am Freitag in einem Krankenhaus. Kritiker werfen der Moralpolizei vor, Gewalt angewendet zu haben. Die Polizei weist die Vorwürfe entschieden zurück. Die Regierung ordnete eine Untersuchung an.

Am Dienstagabend strömten wieder Tausende Menschen in zahlreichen Städten auf die Straßen Irans. Neben regierungskritischen Slogans wurde immer öfter gerufen: "Wir kämpfen, wir sterben, wir werden uns den Iran zurückholen." Sogar in der erzkonservativen Stadt und dem schiitischen Zentrum Ghom demonstrierten junge Menschen gegen die islamischen Kleidungsvorschriften. Es kam zu mehreren Verhaftungen, wie die Nachrichtenagentur Fars berichte.

Baerbock: Frauen im Iran müssen gehört werden

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat den Umgang der iranischen Führung mit den Protesten von Frauen in dem radikalislamisch geführten Land scharf kritisiert. "Sie müssen gehört werden, denn diese Frauen fordern Rechte ein, die allen Menschen zustehen – nichts anderes als ihre unumstößlichen Menschenrechte", erklärte die Grünen-Politikerin am Rande der UN-Vollversammlung am Dienstag in New York. "Diese Botschaft muss endlich bei allen Verantwortlichen ankommen."

"Immer wieder werde ich gefragt, was bedeutet feministische Außenpolitik und warum ist sie wichtig?" sagte Baerbock. "Der Tod von Mahsa Amini illustriert das auf furchtbar tragische Weise: Wenn Frauen nicht sicher sind, ist keiner sicher in einer Gesellschaft." Auf Videos sind seit dem Tod Aminis Proteste in mehreren iranischen Städten zu sehen, mit Frauen, die ihre Kopftücher demonstrativ abstreifen und ihre Haare abschneiden. Bei den Protesten sollen drei Menschen ums Leben gekommen sein.

"Die Frauen, die jetzt in Iran auf die Straße gehen, fordern die Freiheit, sich selbst zu entfalten – und zwar ohne dabei um ihr Leben bangen zu müssen", erklärte Baerbock weiter. (APA, red, 20.9.2022)