Das australische Trio My Disco auf den Spuren von Big Black (früher) und Einstürzende Neubauten (aktuell).

Foto: Downwards

Wer wieder einmal die Lust verspürt, sich die Ohren durchputzen zu lassen, der ist hier bestens aufgehoben. Die auf experimentelle Musik spezialisierte Wiener Veranstaltergruppe Liccht wird zwar am kommenden Dienstag, 27. 9., mit dem britischen Gitarristen Matt Elliott, einem ehemaligen Wall-of-Sound-Musiker, im Odeon-Theater einen Mann ins Rennen schicken, der früher mit The Third Eye Foundation ordentlich auf das Lautstärkepedal drückte. Seit Jahren allerdings widmet er sich solo mit Konzertgitarre auf Alben wie Drinking Songs dem dunklen Neo-Folk.

RockForLife Polly

Schon diesen Donnerstag werden von Liccht im Konzertlokal Replugged die heftigen Bands Nadja und My Disco präsentiert. Nadja ist das Projekt des Kanadiers Aidan Baker. Gemeinsam mit Bassistin Leah Buckareff baut Baiker mächtige, körperlich erfahrbare Lärmwände auf, die in teils viertelstündigen Kompositionen wie Skins Turn to Glass flächigen Ambient mit feedbacklastigem Shoegaze und brutalen Metal-Grundakkorden kombinieren. Dazu wird geröchelt und gegrunzt, ein wenig Schabernack nimmt dem Ganzen etwas die Unentrinnbarkeit der Unternehmung.

Andere Baustelle

Das Trio My Disco kommt aus Australien – definitiv nicht der freundlichste Google-Name. Dafür kann man aktuell mit dem Album Alter Schwede punkten, einem der besten Plattentitel aller Zeiten. Aufgenommen im Berliner Studio Andere Baustelle, das den Einstürzenden Neubauten gehört, handelt es sich dabei um eine Nachwehe der Arbeit Environment. Wo dieses noch an der Schnittstelle von brutalem Noiserock und Industrial-Sounds wütete, macht sich aktuell neben Gitarre, Bass und Schlagzeug bei den Neubauten gefundenes Metallgerümpel bemerkbar. Ein Track titelt Folterkammer. So heiß gegessen wird es dann aber auch nicht.

MY DISCO

(Christian Schachinger, 22.9.2022)