Putin und sein Regime werden erst dann in ernste Schwierigkeiten kommen, wenn die Söhne der städtischen Mittelschicht im Ukraine-Krieg fallen.

Für die russische Mittelschicht wird es ernst.
Foto: IMAGO/Alexandr Kryazhev/SNA

Bisher waren die russischen Truppen dort zu einem beträchtlichen Teil aus Personen aus Randgebieten und sozialen Randschichten zusammengesetzt. Junge Männer aus ärmeren Gegenden des Reichs hatten sich zum Militärdienst verpflichtet, weil der Sold für ihre Verhältnisse recht attraktiv war. In der ukrainischen Stadt Butscha, wo während der russischen Besatzung schwere Kriegsverbrechen verübt wurden, war die 64. Motorschützenbrigade aus dem Wehrbezirk Chabarowsk stationiert. Der liegt im äußersten Osten an der chinesischen Grenze. Die Einwohner von Butscha sagten, die Soldaten hätten "asiatisch" ausgesehen. Andere Einheiten sind Muslime aus Tschetschenien oder Dagestan. Außerdem wurden "Freiwillige" aus dem Donbass eingesetzt. Dazu internationale Söldner aus Syrien oder Gefängnisinsassen, die jetzt von der berüchtigten Wagner-Truppe rekrutiert wurden.

Die "normalen Russen", vor allem die in den größeren Städten, konnten bisher den Krieg ignorieren beziehungsweise unterstützten ihn sogar. Nur die Tatsache, dass hunderttausende jüngere Fachleute ins Ausland geflohen sind, zeigt das Ausmaß der Verstörung. Aber jetzt rückt mit der Teilmobilisierung der Reservisten der Krieg plötzlich sehr viel näher. Für die Mittelschicht wird es ernst. (Hans Rauscher, 21.9.2022)