Ein sparsamer Umgang mit Energie, nicht zuletzt beim Duschen, soll über den nächsten Winter helfen.

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Dieser Winter wird wie kaum ein anderer zuvor. Trotz respektabler Füllstände der heimischen Gasspeicher, die sich am Mittwoch auf 71,5 Terawattstunden (TWh) oder knapp 75 (Ziel bis Oktober: 80) Prozent der theoretisch möglichen Menge beliefen, sind zusätzliche Maßnahmen notwendig, um halbwegs unbeschadet über die kalte Jahreszeit zu kommen. Das war der Tenor zum Auftakt des Jahrestreffens der österreichischen Energiewirtschaft, das am Donnerstag zu Ende geht.

Kurzfristig, also für diesen Winter, ist Energiesparen der größte Hebel, um die stark gesunkenen Mengen an Pipelinegas aus Russland zu kompensieren. Dass der russische Präsident Wladimir Putin Gas als Mittel zur Erpressung Europas einsetzen werde, sei ihm seit 2009 klar gewesen, sagte der frühere deutsche Außenminister Joschka Fischer zur Eröffnung des Kongresses von Oesterreichs Energie am Mittwoch.

Am 7. Jänner vor knapp 14 Jahren kam erstmals kein Gas aus Russland an. Moskau begründete dies damals mit illegalen Abzweigungen von Gas durch die Ukraine. "Mir war klar, dass etwas anderes dahintersteckt, aber man wollte nicht auf mich hören, sagte Fischer.

"Energieeffizienzgesetz de facto fertig"

Ein Gesetz, das Energiesparen im Namen trägt, ist das Energieeffizienzgesetz. Das alte Gesetz, das von verschiedenen Seiten als zahnlos kritisiert wurde, ist Ende 2020 ausgelaufen und harrt seither einer Neufassung. "Aus unserer Sicht ist das Energieeffizienzgesetz de facto fertig", sagte der zuständige Sektionschef im grünen Klimaministerium, Jürgen Schneider. "Wir haben noch einige Änderungen vorgenommen, damit betroffene Unternehmen besser damit leben können." Zur Beschlussfassung fehlt noch die Zustimmung des Koalitionspartners ÖVP. Vor allem die Wirtschaftskammer erwies sich längere Zeit als bremsende Kraft. Hauptargument: Die Unternehmen dürften nicht über Gebühr mit Kosten und zusätzlicher Bürokratie belastet werden.

"Mission 11"

Was Privatpersonen betrifft, ist erst vor kurzem eine Infokampagne des Klima- und Energieministeriums angelaufen – viel zu spät, wie manche unter Verweis auf Deutschland sagen, wo die Koalition aus SPD, Grünen und FDP schon vor Monaten zum Energiesparen aufgerufen hat. Mit dem Slogan "Mission 11" werden Privatpersonen angehalten, durch kleine Verhaltensänderungen im Alltag Energie einzusparen. Ziel sind elf Prozent über alle Haushalte hinweg an Minderverbrauch.

Wie soll das gehen? Zum Beispiel durch Freihalten von Heizkörpern, Stoßlüften oder den Einsatz von programmierbaren Thermostaten. Durch Entlüften der Heizkörper könnte ebenfalls Energie gespart werden, weil durch Luft im Heizkörper verhindert wird, dass das Heizwasser richtig zirkuliert, was zu einer reduzierten Wärmeabgabe führt. Das Anbringen von Dichtungsbändern an Fenstern und Türen sei ebenfalls ein wirkungsvolles Mittel, Wärmeverluste zu minimieren und damit Energie zu sparen.

EU-Vorschläge

Mittlerweile hat die EU-Kommission erstmals auch eine gesetzliche Verpflichtung zum Stromsparen ins Spiel gebracht. Die Mitgliedsstaaten sollten sich verpflichten, den Stromverbrauch während Spitzenlastzeiten, die mit den höchsten Preisen einhergehen, um mindestens fünf Prozent zu senken. Auf diese Weise würde die Verstromung durch Erdgas über den Winter EU-weit um etwa vier Prozent zurückgehen, was 1,2 Milliarden Kubikmetern entsprechen würde, haben Beamte in Brüssel ausgerechnet.

Mittel- bis längerfristig führe kein Weg an einem raschen Ausbau erneuerbarer Energien vorbei, sagte Verbund-Chef Michael Strugl in seiner Funktion als Präsident von Oesterreichs Energie. 46 Milliarden Euro sei die Branche bereit, bis 2030 zu investieren, 28 Milliarden in Erzeugung und Speicher, 18 Milliarden Euro in den Netzausbau. "Wir brauchen schnellere Verfahren und Flächen, die Projekte umzusetzen", sagte Strugl einmal mehr. (Günther Strobl, 21.9.2022)