Ein russisches Flugzeug im Einsatz.

Foto: APA/AFP/DIMITAR DILKOFF

Die von Kremlchef Wladimir Putin verkündete Teilmobilmachung russischer Reservisten hat in Russland zu einem Ansturm auf Flugtickets für Auslands-Flüge geführt. Laut der in Russland beliebten Buchungsseite Aviasales waren alle Direktflüge in die ehemaligen Sowjetrepubliken Armenien, Georgien, Aserbaidschan und Kasachstan ausgebucht. Zudem mehren sich in den Sozialen Medien Berichte, wonach immer mehr Personen versuchen, Russland über die finnische Grenze zu verlassen.

Turkish Airlines teilte mit, dass es erst am Samstag wieder Plätze für Istanbul gebe, eines der wichtigsten Drehkreuze für Flüge aus und nach Russland. Der nächste AirSerbia-Flug nach Belgrad war nach Angaben der serbischen Fluglinie erst wieder am Montag verfügbar. Statistiken von Google Trends zeigen einen sprunghaften Anstieg der Suchanfragen nach Aviasales.

Teure Tickets

Einige Strecken mit Zwischenstopps, darunter die von Moskau nach Tiflis, waren ebenfalls nicht verfügbar. Die billigsten Flüge von der Hauptstadt nach Dubai kosteten mehr als 300.000 Rubel (umgerechnet knapp 5.000 Euro) – etwa das Fünffache des durchschnittlichen russischen Monatslohns.

Selbst Inlandsflüge in Grenzstädte waren äußerst begehrt: Flugtickets von Moskau in die Stadt Wladikawkas an der Grenze zu Georgien etwa kosteten am Mittwoch über 750 Dollar – mehr als das Zehnfache des üblichen Preises.

Laut dem Online-Dienst Google Trends wurden die Suchbegriffe "Tickets" und "Flugzeug" seit dem frühen Morgen in Russland doppelt so häufig im Internet eingegeben wie sonst üblich. Die Suchanfrage "Russland verlassen" war hundert Mal häufiger als an normalen Tagen. Spitzenreiter bei den Standorten der Suchen war demnach die Grenzstadt Belgorod und ihre Umgebung, die immer wieder vom Nordosten der Ukraine aus beschossen wird.

Befürchtungen, Russland könnte das Kriegsrecht verhängen, hatten bereits zu Beginn des russischen Militäreinsatzes in der Ukraine zu einem Exodus von zehntausenden Russen in die Nachbarländer geführt. Flüge in die Europäische Union sind seitdem nicht mehr möglich.

Reisefreiheit der Russen eingeschränkt

Und seit Mittwoch ist es nochmals schwieriger, Russland zu verlassen. Nach dem Befehl zur Teilmobilmachung müssen sich Russen im wehrpflichtigen Alter laut Gesetz nämlich an ihrem Wohnort aufhalten. "Bürgern, die (als Reservisten) im Militärregister erfasst sind, ist ab dem Moment der Mobilisierung das Verlassen des Wohnorts ohne Genehmigung der Militärkommissariate und der für Reserven zuständigen Exekutivorgane verboten", heißt es in dem seit Mittwoch wieder aktuellen Gesetz "Über die Mobilmachung in Russland".

Laut dem Leiter des Verteidigungsausschusses in der Duma, Andrej Kartapolow, betrifft die Einschränkung der Reisefreiheit vor allem Auslandsurlaube. "Sie können weiter ruhig auf Dienstreise nach Krasnodar oder Omsk fahren, aber ich würde Ihnen nicht raten, in türkische Kurorte zu fahren – erholen Sie sich lieber in den Badeorten der Krim und des Gebiets Krasnodar", sagte der Abgeordnete am Mittwoch. Flugbuchungen etwa in die Türkei waren am Mittwoch auf einschlägigen Portalen im Internet nicht mehr möglich. (APA, red, 21.9.2022)