
Im Dezember 2021 hatte der Mann in Korneuburg drei Jahre Haft erhalten, sein Verteidiger legte Berufung ein.
Korneuburg/Krems – Ein wegen sexuellen Missbrauchs nicht rechtskräftig verurteilter Mediziner soll im Krankenhaus Krems beschäftigt und als Ausbildner und Lehrarzt an einer Privatuniversität tätig sein. Der Mann hatte im Dezember 2021 in Korneuburg drei Jahre Haft erhalten, sein Verteidiger legte Rechtsmittel ein. Der Sachverhalt werde geprüft, teilte die niederösterreichische Landesgesundheitsagentur (LGA) am Mittwoch mit.
Landesgesundheitsagentur als Arbeitgeber
Ins Rollen gekommen war der Fall nach Anzeigen im Herbst 2020. Der Mann soll sich an Mädchen vergangen haben. Er erhielt unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs von Unmündigen sowie einer wehrlosen oder psychisch beeinträchtigten Person und wegen Missbrauchs eines Autoritätsverhältnisses drei Jahre unbedingte Haft, teilte das Landesgericht Korneuburg mit. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Eine Nichtigkeitsbeschwerde sei vom Obersten Gerichtshof abgewiesen worden, das Oberlandesgericht Wien müsse über die Berufung der Verteidigung – und damit über die Strafhöhe – entscheiden.
Bei dem Mediziner soll es sich laut "Heute" und "Kurier" um einen ehemaligen Feuerwehrarzt und Jugendleiter der Freiwilligen Feuerwehr handeln, der zuvor in einem Krankenhaus in Wien gearbeitet haben soll.
Kremser Spital offenbar vor Monaten über Vorwürfe informiert
Aktuellen Medienberichten zufolge sollen das Universitätsklinikum Krems und eine Privatuni, für die der Mediziner gearbeitet hat, bereits im Mai per Mail von den Vorwürfen erfahren haben. Die Information sei nicht an die Zentrale der LGA weitergegeben worden, hieß es dazu. Die Verantwortlichen wurden dienstfrei gestellt, das Arbeitsverhältnis mit dem seit Frühjahr 2021 bei der LGA beschäftigten Arztes wurde am Donnerstag beendet.
Die LGA-Zentrale hat eigenen Angaben zufolge am Montag von den Vorwürfen gegen den Arzt erfahren. "Daraufhin wurde dieser unverzüglich vom Dienst enthoben", wurde betont. Interne Recherchen haben laut LGA ergeben, "dass die Informationsweitergabe zu dieser Causa durch das UK Krems an die Zentrale der LGA nicht erfolgt ist": "Dieser Sachverhalt wird derzeit geklärt, wobei wir uns um die Einbeziehung der Patientenanwaltschaft bemühen." Bis zum Vorliegen der Ergebnisse werden die Verantwortlichen vom Dienst freigestellt.
Die Karl Landsteiner Privatuniversität teilte auf APA-Anfrage mit: "Die Studiengangsleitung Humanmedizin wurde erstmals am 5. Mai 2022 per Mail von einer Studierenden über den Fall informiert. In Abstimmung mit dem Rektorat wurde der Sachverhalt intern analysiert, der betroffene Arzt hat am 12. Mai 2022 das letzte Mal für die Universität unterrichtet und wurde seitdem nicht mehr in der Lehre berücksichtigt." Gemeinsam mit einer Vertreterin der Anlaufstelle für Gleichbehandlungsfragen sei am 23. Juni ein Gespräch mit der Studierendenvertretung geführt worden. "Der Universität sind per dato keine Zwischenfälle aus dem klinischen Unterricht bekannt", wurde festgehalten. Der Fall werde der Ombudsstelle für Studierende zur Untersuchung übergeben. (APA, red, 22.9.2022)