Foto: Imago/ZUMA Press

"Nicht vertrauenswürdig": Eine aktuelle Studie der TU Graz und der University of Bristol hat ergeben, dass besonders Mitglieder der Republikanischen Partei im US-Kongress dazu neigen, dubiose Links zu Websites zu teilen. Gerade vor den anstehenden Midterm-Wahlen in den USA kommt dem Wahlkampf auf Social-Media-Plattformen eine besondere Bedeutung zu.

Vom Gefühl zu Fakten

Für die Studie haben die Forschenden rund 3,4 Millionen Tweets von Politikerinnen und Politikern aus den USA, Großbritannien und Deutschland ausgewertet. "Der Anteil an unglaubwürdigen Informationen, die Politikerinnen und Politiker in sozialen Medien teilen, nimmt gefühlt zu. Dieses Gefühl wollten wir mit Zahlen belegen und haben dafür Millionen Original-Tweets ausgewertet", sagt Komplexitätsforscherin Jana Lasser von der TU Graz und erklärt damit die Motivation hinter der Studie unter dem Titel "Social media sharing of low quality news sources by political elites".

Die in den Tweets enthaltenen Links wurden mit einer Datenbank des Unternehmens NewsGuard verglichen, die die Glaubwürdigkeit und Transparenz von Nachrichten-Websites anhand von neun journalistischen Kriterien bewertet und relevante Details über die Eigentumsverhältnisse, die Finanzierung, die Glaubwürdigkeit und die Transparenzpraktiken der Website ermittelt.

Zahl dubioser Links bei Republikanerinnen verdoppelt

Die Forschenden haben herausgefunden, dass insbesondere Mitglieder der Republikanischen Partei über die Jahre deutlich mehr Links zu Websites teilen, die als "nicht vertrauenswürdig" eingestuft werden: Konkret hat sich der Anteil der von Republikanerinnen geposteten Links zu nicht vertrauenswürdigen Websites zwischen den Jahren 2016 bis 2018 und 2020 bis 2022 mehr als verdoppelt, von 2,4 auf 5,5 Prozent. Insgesamt posten republikanische Kongressabgeordnete rund neunmal so viele solcher Links wie Abgeordnete der Demokraten, bei denen nur 0,4 Prozent der in Tweets enthaltenen Links auf nicht vertrauenswürdige Seiten verweisen.

Nur deutsche AfD zeigt Ähnlichkeiten

Der Blick nach Europa zeigt, dass die untersuchten Parlamentarierinnen noch seltener dubiose Links in Tweets geteilt haben: Selbst bei den Konservativen waren nur 0,25 Prozent der Links, die von den britischen Tories geteilt wurden, und 0,18 Prozent der Links, die von Abgeordneten der deutschen CDU/CSU geteilt wurden, nicht vertrauenswürdig. Die einzige europäische Partei, deren Quellenauswahl für Twitter-Postings jener der republikanischen Abgeordneten ähnelte, war die deutsche AfD. (red, 22.9.2022)