Außenminister Alexander Schallenberg war Mittwochabend zu Gast bei Armin Wolf in der "ZiB 2".

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Nach Wladimir Putins Teilmobilmachung und seinen Atomdrohungen ist eine weitere Eskalationsstufe erreicht. In der "ZiB 2" appelliert Außenminister Alexander Schallenberg am Mittwochabend, "Ruhe und Nervenstärke zu bewahren". Erschreckend findet er es aber doch, dass Putin "mit der Nuklearkeule schwingt". Und spricht in Metaphern: Da werde Öl ins Feuer gegossen. Trotz allem sieht er weiterhin die Möglichkeit, irgendwann zum Verhandlungstisch zurückzukehren. "Es sind nicht alle Brücken abgerissen."

Wie real sieht Schallenberg Putins Drohung mit Atomwaffen? Der Minister setzt hier auf das Prinzip Hoffnung und lässt uns an seiner Vorstellungskraft teilhaben. Er könne und wolle sich nicht vorstellen, "dass Putin zu diesem letzten absoluten Tabubruch wirklich bereit ist". Und wieder: Er könne sich nicht vorstellen, dass Putin die Ukraine in eine nukleare Wüste verwandeln wolle.

Speerspitze und Damoklesschwert

Später spricht Schallenberg über "uns Österreicher" als "Speerspitze" jener Staaten, die sich für ein internationales Verbot von Nuklearwaffen einsetzen, "weil wir der Meinung sind, dass dieses Damoklesschwert irgendwann durch Irrtum oder tatsächlich zum Einsatz kommt". Hier bekommen wir wieder Einblick in Schallenbergs Vorstellungskraft: "Ich will mir nicht vorstellen, dass der russische Präsident so weit geht." Er vertraue darauf, dass es genug vernünftige Menschen in Russland gibt, die dem eigenen Präsidenten Einhalt gebieten würden.

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Die Linie "Kante zeigen, Sanktionen verhängen, aber gleichzeitig darauf achten, dass man selber nicht in den Krieg reingezogen wird" funktioniere. Die geplanten Volksabstimmungen in okkupierten Gebieten sind völkerrechtlich "einfach unzulässig". Man müsse hier nicht übermäßig nervös werden, versucht Schallenberg zu beruhigen. Der überwiegende Teil der Staaten dieser Welt werde das "schlicht nicht anerkennen".

Gegen Ende des Interviews fragt Wolf Schallenberg, wie Österreich mit Russen, die vor der Einberufung aus ihrem Land flüchten, umgehen wird. "Wir müssen unterscheiden können zwischen Putin und seinen Schergen und dem russischen Volk." Und weiter, geografisch nicht ganz korrekt: "Wir wissen doch als Österreicher, Russland bleibt unser größter Nachbar, Russland bleibt Teil der europäischen Geschichte und Teil der europäischen Kultur." (Astrid Ebenführer, 22.9.2022)