Für die russische Gesellschaft sei die Teilmobilmachung ein Wendepunkt, sagt die langjährige ORF-Korrespondentin in Moskau, Susanne Scholl. Große Teile der russischen Bevölkerung waren bisher gleichgültig gegenüber den Machenschaften der Kreml-Führung, solange sie selbst tun konnten, was sie wollten. Doch nun ist dieser Pakt gebrochen, der Krieg sei bei den Menschen zu Hause angekommen – der Widerstand gegen das Putin-Regime werde zunehmen.

Teilmobilmachung, nukleare Drohungen gegen den Westen, Scheinreferenden in den von Russland besetzten Gebieten in der Ostukraine: Was sind die Konsequenzen dieser jüngsten Eskalation im Ukraine-Krieg, wie sollte der Westen reagieren?

Diese Fragen standen im Zentrum der Videodebatte "STANDARD mitreden" diese Woche. Neben Susanne Scholl war auch der Brigadier und Sicherheitsberater Gerald Karner zu Gast. Den taktischen Einsatz einer Atombombe hält er in der Ukraine für sinnlos und unwahrscheinlich, Putin könne militärisch nichts gewinnen und wisse, dass der Westen darauf hart antworten werde. Er erwartet im Falle der Zündung einer russischen Bombe sogar ein militärisches Eingreifen einiger Nato-Staaten in Russland. Wie dieses aussehen würde? Die Antworten gibt er im Video.

Mehr Waffen, diplomatische Angebote oder beides?

Dort argumentiert Sicherheitsexpertin Velina Tchakarova, dass die Ereignisse der vergangenen Tage zeigen, wie effektiv die westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine waren. Nun brauche es dringend mehr davon, um der Ukraine weitere militärische Erfolge zu ermöglichen. Der deutsche Friedensforscher Matthias Deminski vom Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung kontert, dass sich so der Krieg nicht beenden lasse. Auf dem Schlachtfeld werde die Atommacht Russland nicht zu besiegen sein. Welche diplomatischen Vorstöße Sinn machen könnten, erklärt er im Video.

Außerdem skizziert dort Russland-Experte Gerhard Mangott, warum Putin höchstens eine Palastrevolution gefährlich werden könnte und der russische Staatschef mit den Scheinreferenden in der Ostukraine persönlich ein großes Risiko eingeht.

Sehen Sie auch im Video: Susanne Scholl beschreibt, warum die Russen ihre eigene Armee so fürchten. Und Gerald Karner erklärt, wie die Einberufung der 300.000 Soldaten die militärischen Realitäten in der Ukraine verändern wird. (Gerald Zagler, 24.9.2022)