Die explodierenden Energiekosten schlagen natürlich auch bei den Universitäten auf, die gerätelastigen TUs zum Beispiel haben zum Teil enormen Strombedarf. Aber das ist nur ein Kostenposten, der drückt.

TU Wien

Im April waren es 475 Millionen Euro, Anfang Juli ventilierte die Universitätenkonferenz (Uniko) erneut, dass da etwas Größeres im Anmarsch ist: Eine halbe Milliarde Euro fehle den Unis in den kommenden zwei Jahren aufgrund der hohen Inflation, warnte Uniko-Präsidentin und TU-Wien-Rektorin Sabine Seidler damals. Und sie erklärte: "Wir haben jetzt mit unseren Budgets zu arbeiten begonnen und stellen nach einem halben Jahr fest: Das wird sich nicht ausgehen."

Fixer Betrag für drei Jahre

Seither steigt und steigt die Inflation, die Energiepreise explodieren: "Die Lage ist dramatisch", lautet nun die Diagnose der Uniko-Präsidentin. Darum schlug die Sprecherin aller öffentlichen Universitäten am Donnerstag Alarm: "Das Budgetloch hat sich auf 1,2 Milliarden Euro verdoppelt." Dieser Betrag bezieht sich auf das Dreijahresbudget der Unis für die laufende Leistungsvereinbarungsperiode 2022 bis 2024, insgesamt 12,3 Milliarden Euro.

Zusätzlich zur Rekordinflation und den damit verbundenen Preissprüngen bei Energie und Mieten hätten auch "die zu erwartenden höheren Personalkosten die bereits angespannte Situation in den vergangenen Monaten weiter verschärft", schrieb Seidler in einer Stellungnahme. Diese Milliardensumme sei von den Unis nicht zu stemmen: "Ein enormer Betrag, den wir selbst durch größte Anstrengungen nicht kompensieren können. Ohne einen finanziellen Ausgleich drohen massive Einschnitte, die nicht nur für Forschung und Lehre gravierende Folgen hätten, sondern auch für den Wohlstand und das Funktionieren unserer Gesellschaft insgesamt."

Was ist passiert?

Wie konnte sich die Lage so zuspitzen? Nachfrage beim Vorsitzenden des Forums Budget & Ressourcen in der Uniko, Peter Riedler. Er wurde im Juni nach dem Weggang von Martin Polaschek als Bildungsminister zum Rektor der Uni Graz gewählt und war als Vizerektor für Finanzen und Personal zuständig.

Der Hauptgrund für das "Delta" zwischen dem, was die Unis als Fixbetrag aus der Leistungsvereinbarung zur Verfügung haben, und dem, was sie an stetig variierenden – derzeit galoppierenden – Ausgaben für den Unibetrieb finanzieren müssen, sei die Inflationsentwicklung, und da werde der anstehende Gehaltsabschluss "sehr entscheidend", sagt Riedler im STANDARD-Gespräch: "Da liegt der größte Brocken." Seien die Unis im Mai (die Basis für die im Juli genannte halbe Milliarde) von rund 260 Millionen Euro Mehrkosten für Personal ausgegangen, kalkulierten sie jetzt mit mehr als 500 Millionen, die sie dafür extra veranschlagen müssen – abhängig von dem mit "großer Sorge erwarteten" Uni-KV-Abschluss.

Problem Energie und uniinterne Sparprojekte

Ähnliches gilt bei Energie: Betrug die außerplanmäßige Erhöhung durch Kostensteigerungen im Frühjahr rund 120 Millionen Euro, liegt man nun bereits bei 330 Millionen.

Der Punkt Energiesparen stehe übrigens schon ganz oben auf der universitären Agenda, erzählt Riedler. So plant die Uni Graz etwa einen Stufenplan zur Absenkung der Temperaturen, die Beleuchtung wird reduziert und Drucker sowie PCs werden konsequent heruntergefahren.

Was muss passieren?

Wie geht es jetzt weiter? "Der Ball liegt bei Finanzminister und Regierung sowie beim Nationalrat, der das Bundesbudget beschließt", sagt Riedler. Von dort müsse "zusätzliches Geld für die Unis" kommen. Und wenn nicht? Dann drohen als Folgen das Verschieben von Besetzungen oder Nichtnachbesetzen von Professuren, aber auch eingeschränkte Lehrveranstaltungen und gecancelte Projekte an den Unis.

Im Bildungsminister haben die Unis einen Verbündeten. Ihm sei das Problem bewusst, hieß es auf STANDARD-Anfrage, und er stehe in Kontakt mit Unis und Finanzressort. Die Rahmenbedingungen für die Unis hätten sich stark verändert, darauf müssten die Unis "als Hochschulmanager selbst eingehen", aber, so Polaschek: "Auf der anderen Seite muss die öffentliche Hand, der Bund als Finanzier der Hochschulen muss auch auf die veränderten Rahmenbedingungen reagieren." (Lisa Nimmervoll, 23.9.2022)