Auf sein dreistöckiges Penthouse hoch über der Fifth Avenue ist Donald Trump besonders stolz. "Das ist das beste Apartment, das je gebaut wurde", protzt der Ex-Präsident. Besucher berichten von viel Gold und Marmor und einem fantastischen Blick auf den Central Park. Sagenhafte 2800 Quadratmeter sei das luxuriöse Anwesen groß. Auf dieser Basis wurde das Penthouse in seinen Finanzunterlagen 2015 mit einem Wert von 327 Millionen Dollar angesetzt.

New Yorks Generalstaatsanwältin Letitia James erhebt Klage gegen Donald Trump: Er habe sein Vermögen um Milliarden aufgebläht, um sich selbst zu Unrecht zu bereichern.
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Tatsächlich ist das Penthouse im 66. bis 68. Stock des Trump Tower zwar deutlich größer als eine Durchschnittswohnung: Es misst nach Erkenntnissen der New Yorker Generalstaatsanwältin Letitia James aber nur 1000 Quadratmeter. Auch der Wert dürfte deutlich niedriger, eher im zweistelligen Millionenbereich liegen. "Absurd" sei die Ursprungsschätzung, die auf einem mindestens dreifach überhöhten Quadratmeterpreis beruhe, urteilt James.

Nach Erkenntnissen der Behörden ist das Penthouse kein Einzelfall. In einer 214 Seiten dicken Zivilklage hat die New Yorker Staatsanwaltschaft aus den Jahren 2011 bis 2021 mindestens 200 falsche Angaben über Trumps Vermögensangaben zusammengetragen. Der Milliardär habe mithilfe seiner Kinder Donald Jr., Ivanka und Eric sowie einiger Manager systematisch den Wert seiner Hotels, Golfclubs und sonstiger Immobilien überhöht, um damit günstige Kredite und bessere Versicherungskonditionen zu bekommen und Steuern zu sparen, glauben die Ermittler.

Klage wegen Betrugs

Nach dreieinhalbjähriger Untersuchung erhob die Generalstaatsanwältin deshalb am Mittwoch Klage gegen Trump und seine Kinder wegen Betrugs. "Donald Trump hat fälschlicherweise sein Vermögen um Milliarden aufgebläht, um sich selbst zu Unrecht zu bereichern und um das System auszutricksen – und damit uns alle." Kurz darauf schoss der Ex-Präsident auf Truth Social eine regelrechte Salve von Posts ab, in denen er sich als Opfer der "Hexenjagd einer rassistischen Staatsanwältin", die bei der Bekämpfung des Verbrechens versagt habe, darstellte. Die Afroamerikanerin James gehört der demokratischen Partei an.

Laut Recherchen glichen Trumps Finanzunterlagen eher einem Märchenbuch als seriösen Dokumenten. Wohl auch deshalb hatte die langjährige Wirtschaftsprüfungsfirma Mazar im Februar die Zusammenarbeit mit Trump eingestellt. Die Deutsche Bank wollte sich am Donnerstag auf Anfrage zu den Vorgängen nicht äußern. Ein Sprecher wies jedoch darauf hin, dass das Institut zum Zeitpunkt seiner Kreditentscheidungen nicht über die aktuellen Informationen verfügt habe.

Das Frankfurter Geldhaus hatte Trump unter anderem erhebliche Mittel für seine Hotels in Chicago und Washington zur Verfügung gestellt. In beiden Fällen soll sich der Mogul durch falsche Angaben zu Unrecht günstigere Konditionen erschlichen haben. So wurde das Hotel in Chicago seit 2009 nicht mehr in den jährlichen Finanzberichten des Unternehmens geführt, da es angeblich wertlos und damit ein steuerlicher Verlust geworden sei.

Aufgeblähtes Vermögen

Trotzdem erhielt Trump 2012 nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft einen Kredit über 107 Millionen Dollar von der Deutschen Bank, bei dem er das Gebäude als Sicherheit einsetzte. Für den Umbau des Washingtoner Hotels erhielt Trump demnach 170 Millionen Dollar zu günstigen Konditionen, weil er mit seinem aufgeblähten Vermögen bürgte. Unterm Strich soll Trump mit dem späteren Verkauf der Herberge einen Gewinn von 100 Millionen Dollar gemacht haben.

In dem Zivilverfahren strebt James nun an, dass Trump für fünf Jahre vom Kauf von Immobilien und der Kreditaufnahme in New York ausgeschlossen wird. Zudem sollen der Milliardär und seine Kinder lebenslang keine Ämter mehr in New Yorker Unternehmen innehaben dürfen. Schließlich fordert die Staatsanwaltschaft eine Wiedergutmachung von 250 Millionen Dollar. Eine Gefängnisstrafe droht Trump nicht, es geht um ein Zivilverfahren.

Die mögliche strafrechtliche Verfolgung liegt in den Händen eines Bezirksstaatsanwalts, der mit einer Anklage zögert, da die Festlegung von Vermögenswerten bei Immobilien immer subjektiv ist, was nach Meinung von Experten eine Verurteilung erschweren könnte. Auch bei der Zivilklage ist nicht sicher, dass es tatsächlich zu einem Verfahren kommt, das sich Jahre hinziehen könnte. Möglich wäre auch, dass sich die Staatsanwaltschaft und Trump auf einen Deal einigen. (Karl Doemens, 22.9.2022)