Auf diesem Bild sind Krankenwägen bei der Rettung von Migrantinnen und Migranten im syrischen Hafen von Tartus zu sehen.

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Damaskus – Bei einem Bootsunglück vor der syrischen Küste sind mindestens 73 Migranten ums Leben gekommen. 20 Überlebende würden zudem im Krankenhaus der syrischen Hafenstadt Tartus behandelt, teilte der syrische Gesundheitsminister Hassan al-Ghabasch am Freitag mit. Zuvor hatte die libanesische Regierung noch die Zahl von 53 Toten genannt.

Das Boot war am Donnerstag im Mittelmeer vor der Küste der syrischen Stadt Tartus gesunken. Zunächst war von 34, dann von 53 Toten die Rede gewesen. 20 Überlebende wurden nach Angaben der syrischen Behörden im Krankenhaus behandelt. Tartus ist der südlichste der großen Häfen Syriens und liegt rund 50 Kilometer nördlich der libanesischen Hafenstadt Tripoli, die sich zu einem Zentrum der irregulären Migration entwickelt hat. Nach offiziellen Angaben berichteten Überlebende, dass das Boot vor einigen Tagen im Libanon gestartet war.

"Größte Rettungsaktion"

"Wir haben es hier mit einer der größten Rettungsaktionen zu tun, die wir je hatten", sagte ein Beamter des syrischen Verkehrsministeriums. "Wir decken ein großes Gebiet ab, das sich über die gesamte syrische Küste erstreckt." Hohe Wellen erschwerten die Rettungsarbeiten, fügte er hinzu.

Viele der libanesischen Bootsinsassen stammten aus den verarmten Regionen im Norden des Landes, etwa aus Tripoli, einer der ärmsten Städte des Libanon. So auch der Familienvater Wissam al-Talawi, der das Unglück nach Angaben seines Bruders Ahmed überlebte und im Krankenhaus behandelt wird.

Wissams Töchter im Alter von fünf und neun Jahren seien jedoch ums Leben gekommen, sagte Ahmed der Nachrichtenagentur AFP. Ihre Leichen seien bereits in den Libanon gebracht und dort früh am Freitag begraben worden. Wissams Frau und seine beiden Söhne würden noch vermisst. "Sie sind vor zwei Tagen abgereist", sagte Ahmed. Sein Bruder habe die täglichen Lebenshaltungskosten und das Geld für die Schule seiner Kinder nicht mehr aufbringen können.

Gefährliche Überfahrt

Im vergangenen Jahr hatte der Libanon einen sprunghaften Anstieg der Zahl der Migranten verzeichnet, die von seinen Küsten aus die gefährliche Überfahrt in überfüllten Booten nach Europa wagten. Ziel der meisten Boote ist das EU-Mitglied Zypern, das 175 Kilometer entfernt liegt.

Viele der Flüchtlinge, die vom Libanon aus über das Mittelmeer in Richtung EU aufbrechen, sind Syrer. Die sich weiter verschärfende Wirtschaftskrise im Libanon hat dazu geführt, dass auch immer mehr Libanesen fliehen. (APA, Reuters, 23.9.2022)