Der Traum vom Einfamilienhaus lebt – der Neubau auf der grünen Wiese ist für viele aber unbezahlbar geworden.

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Der Run auf Immobilien dürfte sich langsam einbremsen. Davon geht man beim Maklernetzwerk Remax angesichts sinkender Immobilienverkäufe im ersten Halbjahr aus: "Wir beobachten seit einigen Monaten, dass die Nachfrage nach Immobilien von einem unglaublich hohen Niveau zurückgeht", sagt Bernhard Reikersdorfer, Geschäftsführer von Remax Austria. Gleichzeitig steige das Angebot.

Eine Erklärung für die sinkende Kauflust dürften die steigenden Zinsen sein, aber auch verschärfte Vergaberichtlinien für Kredite, Energie- und Corona-Krise und die Inflation. All das verändere Werthaltungen und Wünsche, heißt es bei Remax – vor allem aber auch die wirtschaftlichen Möglichkeiten.

Österreichweit wurden im ersten Halbjahr um 2300 Verkäufe und damit drei Prozent weniger als im Vorjahr verbüchert. Insgesamt wurden 74.258 Immobilien verkauft. Wirklich dramatisch ist der Rückgang noch nicht: Immerhin wurden immer noch um zehn Prozent mehr Immobilien als 2020 und um 16 Prozent mehr als 2019 verkauft.

20-Milliarden-Euro-Hürde

Dennoch: Die größten Einbrüche gab es mit einem Minus von mehr als tausend Verkäufen in Oberösterreich, gefolgt von Wien (minus 638) und Tirol (minus 453). Salzburg und die Steiermark legten gegen den Trend zu, in der Steiermark gab es ein Plus von fast 1000 Verkäufen.

Auch beim Transaktionswert zeichnet sich noch keine große Trendumkehr ab – ganz im Gegenteil. Insgesamt wechselten Immobilien um fast 22 Milliarden Euro im ersten Halbjahr den Besitzer oder die Besitzerin, damit wurde erstmals die 20-Milliarden-Euro-Hürde genommen, heißt es in einer Aussendung von Remax.

Allerdings beobachten die Maklerinnen und Makler mittlerweile "gravierende Strukturveränderungen". Zum Beispiel wesentlich weniger Verbücherungen von Grundstücken, was darauf hindeute, dass in den kommenden Jahren weniger Einfamilienhäuser gebaut werden. Viele, die den Traum vom Neubau hatten, würden sich nun neu orientieren, daher rücke der Markt für gebrauchte und damit günstigere Einfamilienhäuser in den Fokus. Viele Verkäufer – in erster Linie Erben – würden ihre Immobilien nun auf den Markt bringen, das Angebot steigt also.

Folgen des Homeoffice

Markant war mit minus 260 Millionen Euro auch der Einbruch bei Bürogebäuden. Das führt man auf verstärkten Drang zum Homeoffice und Downsizing-Maßnahmen bei Unternehmen zurück. Auch die Anzahl an Dachgeschoßwohnungen, Waldflächen, Einfamilienhäusern und Hausanteilen ist zurückgegangen, das konnte ein Plus bei Reihenhäusern und Zinshäusern nicht wettmachen. (red, 23.9.2022)