Christian Stocker folgt Laura Sachslehner als ÖVP-Generalsekretär.

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Generalsekretär oder Generalsekretärin der ÖVP ist kein Job fürs Leben. Mehr als vier Jahre waren bisher nur wenige in diesem Amt. Aber so kurz wie Laura Sachslehner ist auch wieder eine Seltenheit. Nach knapp neun Monaten wurde sie als Generalsekretärin der Volkspartei zurückgepfiffen, weil ihre Forderung, an hier wohnende Asylwerber keinen Klimabonus auszuzahlen, wohl die Koalition mit den Grünen gesprengt hätte. Ihr Nachfolger wird nun der Nationalratsabgeordnete Christian Stocker.

Der 62-jährige Rechtsanwalt aus Wiener Neustadt soll der ÖVP als deren 28. Generalsekretär seit 1945 eine "starke, besonnene und kompetente Stimme" geben, wie der Auftrag von Bundeskanzler Karl Nehammer lautet.

Schwarzes Urgestein aus Wiener Neustadt

Stocker ist ein schwarzes Urgestein; in der Bundespolitik ist der mit einer Psychologin verheiratete Vater zwei Kinder aber noch nicht so lange. Bis 2019 war Wiener Neustadt seine Welt. Er wurde in der zweitgrößten Stadt Niederösterreichs geboren, ist dort zur Schule gegangen, hat dort nach dem Studium sein Gerichtsjahr absolviert und schließlich auch seine Kanzlei eröffnet.

Seit der Jahrtausendwende ist Stocker ÖVP-Obmann und Vizebürgermeister in Wiener Neustadt. Als die ÖVP 2015 die Macht in der bis dahin roten Bastion übernahm, musste er allerdings Klaus Schneeberger, dem schwarzen Klubchef im Landtag, den Vortritt als Bürgermeister lassen.

Fliegenfischer und Saxofonist

Vor drei Jahren erfolgte dann der Karrieresprung in den Nationalrat, wo Stocker zuletzt als ÖVP-Sicherheitssprecher fungierte und gemeinsam mit Fraktionsführer Andreas Hanger im ÖVP-Korruptionsausschuss saß. Dort verteidigte er entschlossen die Partei gegen die versammelte Opposition und die Grünen, aber anders als Hanger mit stoischer Ruhe. Die Ruhe kommt vielleicht vom Fliegenfischen, einer Leidenschaft, der Stocker schon lange nachgeht. Und vom Saxofonspielen weiß er, was ein langer Atem ist.

Nehammers niederösterreichisches Netzwerk

Stocker ist auch ein klares Zeichen ans Innere der krisengebeutelten Partei: keine Revolution, keine Alleingänge, Einigkeit nach außen. Und: Das meiste Vertrauen schenkt Kanzler Nehammer weiterhin seinem niederösterreichischen Netzwerk.

Als Generalsekretär ist Stocker für organisatorische Parteibelange zuständig, er plant Info- und Wahlkampagnen, über seinen Schreibtisch gehen künftig alle Presseaussendungen – auch die von Heißsporn Hanger. (Michael Simoner, 23.9.2022)