Adria-Urlaub und Mailänder Mode: Der Tourismus boomt wieder

Italien hat in diesem Sommer einen Tourismusboom wie in den goldenen Zeiten vor der Pandemie erlebt. Die bei Österreicherinnen und Österreichern beliebten Urlaubsorte an der Adria beispielsweise ziehen eine positive Bilanz der Sommersaison. In Jesolo oder Grado fiel diese sogar besser aus als jene im Jahr 2019, also vor Ausbruch der weltweiten Gesundheitskrise. Die Lagunenstadt Venedig sieht sich wieder mit dem Phänomen des Massentourismus aus Prä-Corona-Zeiten konfrontiert. Rekordwerte brachte ebenso der Inlandstourismus rund um Ferragosto, das Fest von Mariä-Himmelfahrt und den Höhepunkt der Urlaubszeit, dem 15. August.

Und auch die am Dienstag gestartete Mailänder Modewoche hat wieder Modeinteressierte aus aller Welt angezogen. In dem für Italien immens wichtigen Modesektor herrscht Aufbruchstimmung. Die Branche blickt trotz steigender Energiepreise auf ein positives erstes Halbjahr zurück, sie verzeichnete gar den höchsten Umsatz seit 20 Jahren.

Armin Karner

Neue Geschäftsfelder der Mafia: Viele Razzien, neue Anpassungen

Als Vorhaben steht sie stets bei allen Parteien im Wahlprogramm: die Bekämpfung der Mafia. Zuletzt ist Italiens Exekutive mit teilweise spektakulären Großeinsätzen gegen das organisierte Verbrechen vorgegangen. Noch vor seinem Rücktritt mahnte der damalige Ministerpräsident Mario Draghi ein, dass Italien alles in seiner Machtstehende tun müsse, um den von der EU finanzierten nationalen Wiederaufbauplan für die Zeit nach der Pandemie vor der Unterwanderung durch die Mafia zu schützen. Draghi wies auch darauf hin, dass sich die – ursprünglich im Süden beheimateten – diversen kriminellen Organisationen zusehends im reicheren Norden ausbreiten.

So mischt die Mafia, die mit Drogen, Waffen und Erpressung groß geworden ist, vermehrt in der Bauwirtschaft, Müllbranche, Gastronomie oder Flüchtlingsversorgung mit. Während der Pandemie soll sie auch in das Geschäft mit FFP2-Masken eingestiegen sein. Eine weitere Veränderung: Frauen übernehmen immer mehr Spitzenpositionen.

Armin Karner

Don Camillo und Peppone auf ewig: Umstrittene Rechte, chancenlose Linke

Ein Paar Schuhe hält länger als eine Regierung. Diese Redewendung weist humorvoll-fatalistisch auf eine der wenigen Konstanten in der italienischen Politik hin: So etwas wie Stabilität gibt es nicht. Das Parlament verheizte in 76 Jahren 67 Regierungen und 30 Ministerpräsidenten. Eine weitere Konstante ist der Kampf zwischen rechts und links. Das Nachkriegsitalien von Don Camillo und Peppone ist immer noch präsent. Alles, was auch nur leicht links der Mitte liegt, ist für viele "kommunistisch" und des Teufels. Und dagegen müsse man sich verbünden.

Das hat die Rechte gut verstanden: Trotz persönlicher Differenzen zwischen Giorgia Meloni (Fratelli d’Italia), Matteo Salvini (Lega) und Silvio Berlusconi (Forza Italia) wird ihre rechte Allianz wohl siegen, während der Mitte-links-Block notorisch zerstritten bleibt. Der Kandidat der Demokratischen Partei PD kann nur darauf hoffen, dass das rechte Trio sich schon bald selbst sprengt: Denn so etwas wie Stabilität gibt es in Italien bekanntlich nicht.

Armin Karner

Pasta, Pizza und Quallen: Volle Restaurants, höhere Preise

Auch in der Gastronomie freut man sich über den, nach den Corona-bedingten Einbußen der vergangenen zwei Jahre, wieder boomenden Tourismus. Die in die Restaurants und Bars strömenden Gäste fingen in den Sommermonaten zumindest teilweise eine Entwicklung ab, auf die man mit immer größerer Sorge blickt: Die erhöhten Gas- und Stromrechnungen werden in den Wintermonaten weiter steigen – und damit auch die Preise für Pizza, Pasta und Caffè. Italien ist bekanntlich nicht nur für sein gutes Essen bekannt, sondern auch als großer Exporteur für landwirtschaftliche Erzeugnisse.

Allerdings hat die Trockenheit in diesem Sommer nicht nur das Wasser knapp werden lassen, sondern auch zu Verlusten bei Produkten wie Reis, Weizen, Olivenöl oder Wein geführt. Die steigenden Temperaturen haben zudem das Meer erhitzt, weshalb außergewöhnlich viele Quallen gesichtet wurden. Auf die Rekorddürre folgten zuletzt Starkregen und Überschwemmungen in der Region Marken.

Armin Karner

Jugend und Frauen ohne Job: Arbeitslosigkeit und Ängste

Die Themen Steuern, Beschäftigung, Energiepreise und Inflation beherrschen den Wahlkampf. Italien verzeichnet seit Jahren eine der höchsten Arbeitslosenquoten in der EU, vor allem unter Frauen und Jugendlichen. Corona hat diese Situation noch einmal verschärft. Die Mitte-links-Partei PD (Partito Democratico) fordert daher eine "Mitgift" von bis zu 10.000 Euro für 18-Jährige als Unterstützungshilfe für Ausbildung, Karriere oder Wohnung. Giorgia Meloni ist in Jugendorganisationen groß geworden, sie war unter der Regierung von Silvio Berlusconi als Ministerin zuständig für die Jugend. Sie will eine generelle Steuersenkung.

Dass die Rechtsaußen-Politikerin gute Chancen hat, zur ersten weiblichen Regierungschefin aufzusteigen, wäre ein Meilenstein in der Geschichte Italiens. Progressive Teile der Gesellschaft befürchten allerdings Rückschritte für Frauen oder Homosexuelle – etwa beim Abtreibungsrecht sowie generell durch Melonis streng-konservatives Familienbild.

Armin Karner

Blaue Götter und rote Heilige: Fußball und Formel 1 im Auf und Ab

Wichtiger als die politische Weltanschauung ist in Italien oft die Frage, für welchen Fußballklub das Herz schlägt. Milan? Juventus? Lazio? Sampdoria? Wehe, die Antwort ist falsch: Sie bekommen keine zweite Chance. Vielleicht sollten Sie das Gespräch also lieber schnell auf die "Azzurri" bringen. Hier liegen Freud’ und Leid nah beisammen: 1934, 1938, 1982 und 2006 Weltmeister, 1968 und 2021 auch Europameister. Doch jetzt, nur ein paar Monate später, konnte sich die Fußball-Nationalmannschaft nicht für die WM 2022 in Katar qualifizieren. Hier darf, ja muss gemeinsam getrauert werden.

Trost spendet dann vielleicht eine Hinwendung zur Religion. Sie ist in Italien rot und heißt Ferrari. Verehrung genießt, wer Formel-1-Siege holt. Heuer schafften das der Monegasse Charles Leclerc und der Spanier Carlos Sainz Jr. Heiliggesprochen wird aber nur, wer die WM gewinnt. Das brachte zuletzt der Finne Kimi Räikkönen zuwege, im allzu fernen Jahr 2007. Heiliger Kimi, bitt’ für uns ... (Anna Giulia Fink, Gianluca Wallisch, 24.9.2022)