Diskussion mit Barbara Schalk-Steiner von der ÖBB, Gerhard Hager von der HTL Spengergasse, Ludwig Dvorak von der Arbeiterkammer Wien und Nikolaus Ecker vom Jugendbildungszentrum.
Foto: Heribert Corn

Mehr Diversität und Chancengleichheit, moderne Arbeitsplätze, genug Zeit für Freunde und Familie: Ein Video mit Schülerinnen und Schülern der HTL Spengergasse in Wien zeigt beispielhaft, welche Wünsche und Träume die Generation Z, die jungen Menschen zwischen 19 und 26 Jahren, in Bezug auf eine Arbeitsstelle hat. "Ich will gut mit meinem Team klarkommen", sagt eine Schülerin in die Kamera. "40 Stunden würde ich nicht mein ganzes Arbeitsleben lang machen wollen", sagt ein Schüler.

Das gezeigte Video untermalte ein Zusammentreffen von Branchenkennern in der Volkshochschule Wien Urania, die bei einer Podiumsdiskussion über junge Arbeitnehmerinnen Antworten (oder Lösungen?) suchten, wie eine Arbeiterlosigkeit, ein Fachkräftemangel oder schlichte Fluktuationen in einem Unternehmen überwunden werden können.

Barbara Schalk-Steiner, Leiterin des Recruiting und Sourcing bei der ÖBB, Direktor der Spengergasse Gerhard Hager, Ludwig Dvořák von der Arbeiterkammer und Nikolaus Ecker vom Jugendbildungszentrum (JUBIZ) der Volkshochschule sprachen dabei über die Umrüstung, die es in der Wirtschaft braucht, um attraktiver für die Jungen zu werden.

Die eine oder andere Person der Generation Z hätte sich jedenfalls die Frage stellen können: Warum eigentlich diese Überraschung, dass wir flexibel arbeiten wollen? Dass wir unsere Kreativität einbringen können wollen? Es ist ja richtig, dass die neue Arbeitnehmerinnengeneration die 40-Stunden-Woche infrage stellt und nicht hauptsächlich die Euroscheine im Kopf hat, wenn sie auf Jobsuche geht. Sie ist wertegetriebener. Aber war das nicht immer so?

Generationen mit gleichem Wertekompass

Vielleicht ist die Generation Z auch einfach die erste Generation, die offen darüber spricht, wie Arbeit gesund gestaltet werden kann. Möglicherweise ist sie gar nicht wertegetriebener als ihre Eltern, sondern enttabuisiert es eben, dass man auch die privaten Interessen vor die beruflichen Interessen stellen kann und nicht unbedingt acht Stunden absitzen muss, um Topleistung zu erbringen. Das heißt ja auch noch lange nicht, dass die Performance eines Unternehmens leidet, ganz im Gegenteil. Steigt die Motivation in einem hellen, schmucken Gemeinschaftsbüro, steigert sich das Ergebnis eines jeden auch.

Das Umdenken bei der Arbeitnehmersuche und das Umgestalten von Arbeitsbedingungen ist also nichts, was jetzt nur kommen muss, weil die jungen Leute sich viel rausnehmen oder verwöhnt sind. Es ist notwendig, weil sich die Prioritäten verschoben haben und die jungen Menschen heute in anderen Zeiten aufgewachsen sind.

Immer mehr auf Charaktereigenschaften schauen

Sie trauen sich zu sagen, was nicht passt. Vielmehr werden Unternehmen ab jetzt auch auf Charakterstärken und -schwächen schauen müssen, anstatt nur auf den Lebenslauf. Denn nicht unbedingt wird es immer genug Menschen geben, die ein stringentes Curriculum Vitae vorweisen können. Hier muss dann schon wieder ein Cut gemacht werden.

Denn gern wird über Büros und Homeoffice gesprochen. Doch was ist mit den Berufen, die sich nicht einfach so das Arbeiten von zu Hause aus, Mobile Working und Förderung ihrer Kreativität wünschen können? Was ist mit den Schichtarbeiterinnen und den praktischen, handwerklichen Berufen? Für sie ist und bleibt es eine Illusion, auch in Zukunft, dass ihre Arbeitszeit flexibel sein kann und ihre Tätigkeit von überall aus erledigt werden kann, sagt Dvořák von der AK. Auch in diese Berufe will die Gen Z.

Ihnen kann man vielleicht die Viertagewoche oder die 20 Stunden bei vollem Lohnausgleich anbieten. Man muss New Work eben weiter denken als nur innerhalb der Büroräumlichkeiten. Und man darf auch nicht diejenigen vergessen, die trotz Werten und der Lust auf modernes Arbeiten als Erstes auf das Gehalt schauen. Nicht jeder, schon gar nicht heute, kann es sich leisten, einen Job "aus Spaß" zu machen, immer noch ist für viele ein Beruf eben Existenz sicherung.

Auf neue Führungskultur umstellen

Es ist deshalb nicht unbedingt das Wichtigste, "Goodies" wie eine Workation, das Arbeiten von Ur laubsorten aus, oder unbegrenzten Urlaub anzubieten. Viel wichtiger wäre es, Schritt für Schritt die Führungskultur im Unternehmen anzupassen. Es wird wichtiger, die zwischenmenschlichen Gegebenheiten zu verbessern, die Arbeitsplätze zu optimieren und die Arbeitszeiten familienfreundlicher zu machen. Und: nicht mehr zu erwarten, dass jemand die volle Hingabe für den einen Job leben wird. Vielleicht schafft es das beliebte New Work dann auch in alle Branchen und macht das Arbeiten für die Jungen vielfältiger attraktiv. (Melanie Raidl, 24.09.2022)