23 Prozent des Gemüses verkauft Österreichs Lebensmittelhandel in Bioqualität.

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Wien – Verzicht auf energieintensiven Kunstdünger und geringe Abhängigkeit von importierten Futtermitteln erleichtern es Bioproduzenten, die Kosten im Griff zu behalten. Konventionelle Nahrungsmittel verteuerten sich heuer im ersten Halbjahr im Banne der Energiepreiskrise um durchschnittlich 7,8 Prozent. Für Produkte in Bioqualität mussten Österreichs Konsumenten zugleich "nur" um 3,5 Prozent mehr auslegen.

Die Preisdifferenz zu konventionellen Lebensmitteln sinke, was für viele den Griff zu Bio erleichtere, ist sich Gertraud Gabmann, Chefin der Bio Austria, sicher. Ein Honigschlecken sei der Markt dennoch nicht.

Die Entwicklung der vergangenen Monate zeige da und dort Dellen, resümiert AMA-Chef Michael Blass. Von einer ausgeprägten Krisenstimmung sei aber keine Rede. Bio sei längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Der Lebensmittelhandel erhöhte den Bio-Umsatz von Jänner bis Juni wertmäßig um 2,5 Prozent, was den höheren Preisen geschuldet ist. Ein Jahr zuvor, als die Gastronomie über weite Strecken wegen der Pandemie geschlossen war, lag das Plus noch bei 17 Prozent.

Die abgesetzte Menge sank erstmals seit Jahren leicht um 0,9 Prozent, nach Zuwächsen von einem Fünftel im Corona-Jahr. Unterm Strich stieg der Anteil von Bio am Umsatz des Lebensmittelhandels von elf auf zwölf Prozent.

Wirte sparen bei Bio

Frequenz und Intensität der Einkäufe ließen heuer nach. Dennoch würden viele Österreicher ihr Kaufverhalten nicht fundamental verändern, gibt sich Blass zuversichtlich. Vor allem die Jugend sei Bio gegenüber weiterhin aufgeschlossen.

Viel Luft nach oben gibt es in der Gastronomie, die der Biobranche lediglich fünf Prozent ihrer Produkte abnimmt. Bio habe seinen Preis, die Wirte müssten mit jedem Cent kalkulieren. Angesichts starken Preisdruck gehe sich Bio oft nicht aus.

Regionale Lebensmittel, für die sich Landwirtschaftspolitiker gerne starkmachen, gegen Bio auszuspielen, hält Blass für wenig sinnvoll. Der Wettbewerb aufgrund der Oligopolsituation im Lebensmittelhandel sei so schon hart genug. Bio und regional seien das ideale Paar: Konsumenten schätzten keine Produkte mit weiten Transportwegen.

Den höchsten Bioanteil von bis zu 30 Prozent hat Milch. Bei Fleisch und Geflügel liegt dieser bei sieben, bei Schinken und Wurst nur bei vier Prozent. (vk, 26.9.2022)