Die Stimmung in Tirol ist allgemein nicht die beste.

Foto: APA/EXPA/JOHANN GRODER

Am Sonntag hat das Bundesland Tirol eine neue politische Vertretung gewählt. Traditionell wurden Wählerinnen und Wähler in den Tagen vor und am Tag der Wahl stichprobenartig nach ihren Motiven befragt. Die folgenden Ergebnisse stammen von einer derartigen Umfrage des ORF und des Meinungsforschungsunternehmens Sora mit 1.230 Teilnehmern, davon 903 deklarierte Abstimmende.

Gründe, die bevorzugte Partei zu wählen

Die ÖVP ist die einzige der künftigen Landtagsparteien, deren Wähler nicht als Hauptwahlgrund "Inhaltliche Standpunkte der Partei" angaben. Bei der Liste Mattle lautet das Hauptmotiv "Wähle immer diese Partei", 28 Prozent der Deklarierten nannten diesen Punkt.

Die SPÖ-Wähler bezeichneten nach den Inhalten (36 Prozent) als zweitwichtigstes Motiv ebenfalls "Wähle immer diese Partei".

Während Corona in der Gesamtbevölkerung nicht mehr viel Relevanz für die Regionalwahl hatte, schaffte es die Parteihaltung zur Seuche in die fünf wichtigsten Gründe für die FPÖ-Wähler.

Für die Wähler keiner anderen Partei waren die Themen auch nur annähernd so wichtig wie für jene der Grünen (61 Prozent).

Auch die Liste-Fritz-Anhänger pochen vorwiegend auf die Inhalte, gleich an zweiter Stelle folgt hier allerdings "Mehrheit der ÖVP brechen" (15 Prozent).

Dass sich die Wähler der "eigenen" Partei diese in einer Landesregierung wünschen, ist selbstredend (diesmal waren das je nach Partei rund 97 Prozent). Welche Partei man sich als nächstes in Regierungsverantwortung wünscht, kann aber variieren (ÖVP- und Grün-Wähler tendieren zur SPÖ, FPÖ- und SPÖ-Wähler zur ÖVP). Rechnet man alle Wählerinnen und Wähler mit ein, ergibt das folgendes Ergebnis:

Allgemeine Einstellungen

Wenig überraschend war die Teuerung das Thema Nummer eins. Alle Themen abseits davon waren Minderheitenprogramm, auch die Klimakrise und die Pandemie.

Fast 90 Prozent der Befragten halten die Leistbarkeit des alltäglichen Lebens in Tirol für immer schwerer zu stemmen. Dieser Aussage stimmten allerdings schon 2018 fast drei Viertel zu.

Dass jene, die mit ihrem Einkommen nur schwer auskommen, dem Statement "Man kann sich das Leben in Tirol immer schwerer leisten", sehr oder eher zustimmen (98 Prozent), ist nicht verwunderlich. Schon eher, dass selbst Bessergestellte mehrheitlich dieser Meinung sind (86 Prozent).

Daraus lässt sich auch ableiten, dass eine (relative) Mehrheit der Menschen in Tirol die allgemeine Entwicklung der vergangenen Jahre als negativ empfindet. Vor vier Jahren war es nur jeder Sechste – das war freilich vor einer Pandemie, der höchsten Inflation seit einem halben Jahrhundert und einem Krieg auf dem Kontinent.

Der Blick in die Zukunft ist ähnlich wenig erbaulich. Über 70 Prozent der Umfrageteilnehmer gehen davon aus, dass die heute junge Generation ein schlechteres Leben haben wird als die Vorgängergenerationen.

Es sind allerdings nicht die Jungen selbst, die in dieser Frage am pessimistischsten sind. Zwar glaubt auch nur ein Viertel der bis 29-Jährigen an ein besseres Leben als es ihre Eltern und Großeltern hatten, die Älteren sind mit nur sieben Prozent aber noch weit weniger zuversichtlich.

(red, 25.9.2022)