Georg Dornauer will den nächsten Karriereschritt in Tirol setzen.

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Vor vier Jahren schien die politische Karriere von Georg Dornauer zu Ende zu sein, bevor sie richtig begonnen hatte. Im Landtag kommentierte er die krankheitsbedingte Abwesenheit der grünen Soziallandesrätin mit den Worten "Ich möchte mir die Landesrätin nicht in der Horizontalen vorstellen". Prompt erntete er für diese als sexistisch bewertete Aussage Kritik über die Parteigrenzen hinweg. SPÖ-Bundesparteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner bezeichnete ihn als "untragbar" und verwehrte ihm Ämter in der Bundespartei.

Und das nicht genug: Ein Jahr später, im November 2019, fand die Polizei Dornauers Porsche im Parkhaus am Flughafen Innsbruck mit geöffnetem Fenster vor. Auf der Rückbank lag sein geladenes Jagdgewehr. Der passionierte Jäger erhielt ein fünfjähriges Waffenverbot und jede Menge negative Presse.

Ausnahmetalent

Dabei schien der junge Sellrainer Bürgermeister ein Ausnahmetalent, dem Politik quasi in die Wiege gelegt worden war: Sein Großvater und Vater versuchten 36 Jahre lang, Gemeindechefs zu werden, erst der "Schorsch", wie er von Freunden genannt wird, schaffte es im Jahr 2016. Zwei Jahre später zog er für die Roten in den Landtag ein, wo er zum Parteiobmann ernannt wurde.

Dass der 39-jährige Junggeselle mit Faible für schöne Uhren 2022 trotzdem als Spitzenkandidat der Tiroler Sozialdemokraten ins Rennen geschickt wurde, ist einer Phase der Läuterung geschuldet, die selbst seine internen Kritiker – vor allem die roten Frauen – überzeugt hat.

Imagekorrektur

Als Bürgermeister korrigierte Dornauer sein Image. Er entpuppte sich in seiner Heimatgemeinde Sellrain als Politiker der Tat, holte einen Nahversorger ins Dorf, installierte eine Buslinie und baute ein neues Gemeindezentrum. Die Gemeindejagd wurde "sozialisiert", Abschüsse waren nicht mehr nur den Zahlungskräftigsten vorbehalten – in Tirol eine Seltenheit.

Als Organist ist Dornauer regelmäßig in der Kirche im Einsatz. Er gilt in der Gemeinde als Bürgermeister zum Anfassen. Bei den Kommunalwahlen im Februar 2022 wurde er dafür mit einer Zweidrittelmehrheit in der eigentlich schwarzen Hochburg belohnt.

So sehr er in seiner Gemeinde verwurzelt ist, so offen bekundet er sein Streben nach mehr. Wenn sich nach dem Wahlergebnis vom Sonntag der Posten als Landeshauptmannstellvertreter ausgeht, wird Dornauer nach Innsbruck wechseln. Sollte der Bund rufen, scheint er auch dafür offen. (Steffen Arora, 25.9.2022)