Im Februar 2022 hatte Instagram laut Statista in Österreich 3,15 Millionen Nutzerinnen und Nutzer.

Foto: mago images / Westend61/ Fotograf: Maya Claussen

Eltern mahnen einerseits zur Vorsicht im Internet, wollen andererseits selbst Schnappschüsse ihrer Sprösslinge mit Freunden, Familie oder der Welt teilen. Mütter und Väter befinden sich dabei oft in einer Zwickmühle – drei Elternteile begründen ihr Nutzerverhalten auf Instagram und warum, oder eben nicht, sie ihre Kinder posten.

Melanie: Tochter (8 Monate)

Ich bin in den sozialen Medien relativ aktiv und habe Accounts für die gängigen Plattformen, sprich Instagram, Snapchat, Facebook und Whatsapp. Mein Mann und ich posten auch Bilder von unserer Tochter auf unseren öffentlichen Instagram-Profilen. Wobei es für uns nicht von Anfang an klar war, dass wir das so handhaben würden und das Gesicht unserer Tochter im Internet zeigen. Nach der Geburt haben wir uns ausgesprochen und beim allerersten Foto kein Gesicht gezeigt, da sehen Babys ja auch noch nicht ganz so rosig aus. Danach haben wir uns aber dazu entschieden, sie zu posten und unser Glück zu zeigen. Es war dann eigentlich kein Thema mehr und für uns beide vollkommen in Ordnung, Bilder auf Instagram hochzuladen.

Unsere Tochter ist so ein süßes Kind und strahlt so viel Freude aus, das möchten wir nicht verstecken. Wir wollen unser Glück einfach mit der Welt teilen. Außerdem haben wir leider nicht mit allen Verwandten und Freunden regelmäßigen persönlichen Kontakt. Da können wir sie zumindest mit Bildern an unserem Leben teilhaben lassen. Ob ich also ein Bild auf Instagram poste oder es per Whatsapp verschicke, und die Empfänger leiten es dann weiter, ist fast egal. Bei Instagram entscheide zumindest ich, dass etwas veröffentlicht wird und mehrere Menschen es sehen.

Ich versuche auch, viele Fotoalben mit Erinnerungen zu gestalten, aber Papier ist vergänglich, das habe ich selbst erlebt – wenn es brennt, ist alles weg. Im Internet hat man auf die Erinnerungen viel leichter und länger Zugriff. Mit der zunehmenden Digitalisierung wird diese Form von Fotoalbum auch immer normaler. Wir sind nun mal mehr am Handy, und Fotos ausdrucken fällt ein bisschen aus der Zeit. Außerdem ist man beim Posten auch weniger eingeschränkt als mit einem Fotoalbum, man kann zum Beispiel Videos auf Instagram hochladen. Ich kann mir vorstellen, dass unsere Tochter in der Zukunft fragen wird: "Mama, warum hast du das gemacht, das ist doch peinlich?" Aber gleichzeitig glaube ich, sie wird es süß finden, wenn sie selbst sehen kann, wie sie ihre ersten Schritte gemacht hat.

Darija: Tochter (10 Monate), Sohn (3 Jahre)

Ich habe seit 2010 einen Instagram-Account. Allerdings damals wie heute ein privates Profil, also nicht öffentlich für alle einsehbar. Das ist mir ganz wichtig, so teile ich meine Inhalte nämlich wirklich nur mit Leuten, die ich kenne. Also Familie, Freunde, Kollegen, und das sind dann meine 281 "Follower". Ich persönlich würde das Profil auch nie öffentlich machen, ich finde da einfach schon den Gedanken schlimm, dass mein Bildmaterial auf irgendeinem Server liegt.

Mein Mann ist außerdem sehr stark gegen soziale Medien, hat also weder einen Facebook- noch einen Instagram-Account. Ich haben ihn am Anfang unserer Beziehung auch gefragt, ob es in Ordnung ist, wenn ich Bilder auf meinem privaten Instagram-Account von uns beiden poste. Er hat zugestimmt, kritisiert aber beziehungsweise macht sich hier und da lustig, dass ich überhaupt etwas poste.

Wir haben im Zuge unserer Schwangerschaft dann noch mal über soziale Medien gesprochen, und für uns beide war klar, wir zeigen das Gesicht unseres Kindes, mittlerweile Kinder, nicht online. Ich fotografiere sie meistens von hinten, oder man sieht vielleicht mal eine Hand oder ein Ohr, aber nie das Gesicht. Wir wollen einfach nicht, dass die Identität unserer Kinder auf dieser Plattform ersichtlich ist. Der Account ist zwar privat, aber es ist trotzdem das Internet. Man weiß einfach nicht so genau, wer tatsächlich Zugriff auf die Bilder hat und für welche furchtbaren Zwecke die Inhalte verwendet werden könnten. Wir wollen auch nicht, dass Freunde oder Verwandte Screenshots der Fotos machen und diese dann weiterleiten, die Verwaltungshoheit soll quasi bei uns bleiben. Wir würden auch nie ein fremdes Kind auf Instagram hochladen.

Für die Zukunft kann ich mir gut vorstellen, dass unsere Kinder Fragen stellen werden, warum wir sie damals auf Instagram gepostet haben beziehungsweise warum wir ihre Gesichter nicht gezeigt haben. Man muss den Kindern den Umgang mit Medien in diesem Zusammenhang beibringen. Und wenn ich sie zur Vorsicht auffordere, aber selbst alles von ihnen zeigen würde, wäre das nicht schlüssig. Das Thema Zustimmung ist noch schwierig, sie sind ja noch klein, aber das ist ein weiterer Grund, ihr Gesicht nicht zu zeigen.

Eugen: Tochter (7 Jahre), Sohn (4 Jahre)

Auch wenn wir Erwachsenen ausgiebig in den sozialen Medien unterwegs sind, versuchen wir unsere Kinder maximal von hinten oder verpixelt zu zeigen. Es ist natürlich einerseits immer die, zugegebenermaßen diffuse, Sorge, dass es die "falschen Leute" sehen könnten. Andererseits ist mir schon wichtig, dass ich nicht einfach Fotos ohne Zustimmung veröffentliche. Häufig haben die Kinder nicht mal Lust, für das eigene digitale Familienfotoalbum zu posieren – ich nehme an, ein Effekt der konstanten Handyfotografie und der Anmutung, dass jeder Moment festgehalten werden muss.

Wenn ich mir vorstelle, dass meine Kinder Fotos von ihnen irgendwann in meinem Feed sehen, ohne explizit zugestimmt zu haben, dann beschleicht mich das Gefühl, ich hätte sie für meine Netzfreude benutzt – und das kommt mir nicht fair vor. Sogar der Whatsapp-Status ist mir unrecht, ich möchte mir vorbehalten, dass ich diese Familienfotos nur direkt in einer spezifischen Gruppe oder mit bestimmten Menschen teile.

Franz*: Tochter (4 Jahre), Sohn (1 Jahr)

Man sieht auf meinen Social-Media-Postings nur mich selbst oder andere Motive (Landschaften, Essen, schmutzige Toiletten), und auch auf meinem Travel-Blog finde ich immer einen Weg, dass ich die eigenen Kinder nicht abbilden muss.

Der Grund: Meine Kinder sind eigenständige Menschen mit eigenen Rechten. Es wäre ihnen gegenüber nicht richtig, ihre Privatsphäre zu verletzen, nur um ein paar Likes und Comments abzustauben. Sind diese Bilder und Videos einmal im Netz, so können sie von anderen Personen und Institutionen beliebig kopiert, gespeichert und archiviert werden. Jedes Kind wird irgendwann erwachsen. Und meine Kinder sollen sich später nicht für etwas schämen müssen, das Papa getan hat, nur weil er es in dem Moment lustig fand. Ich finde ja, aus dieser Thematik ergibt sich eine Grundsatzfrage – nämlich ob man die eigenen Kinder als Menschen respektiert oder sie nur als Accessoires betrachtet. (Sophie M. Werner, 27.9.2022)