Rangnick hat vor, eigene Fehler zu vermeiden.

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Wien – Ralf Rangnick hat frischen Wind in Österreichs Fußball gebracht. Nach dem 1:3 gegen Kroatien im Happel-Stadion übte sich der 64-jährige Deutsche in Selbstkritik, was lobenswert war, diese Tugend stärkt seine Position zusätzlich. Ein Dreiertausch nach rund einer Stunde (Posch, Trimmel, Arnautovic raus) und die damit verbundene Umstellung in der Abwehr von Dreier- auf Viererkette brachte Sand ins Getriebe, die Kroaten nützten diese Irritation schamlos aus, schossen zwei Tore, wurden Gruppensieger. "Im Rückblick bin ich zu früh ‚all-in‘ gegangen. Ich würde es nicht mehr so machen, im Nachhinein ist man schlauer."

Der Abstieg aus der Elite der Nations League ist kein Beinbruch, nicht nur Rangnick spricht diesem Bewerb keine legendäre Bedeutung zu. Er steht in der Hierarchie an dritter Stelle, wäre im Vereinsfußball die Conference League. Die WM-Qualifikation ist die Champions-, die EM-Quali die Europa League.

Es wurden vier Zähler geholt, vier der sechs Partien haben dem Teamchef gefallen. "Da hatten wir über weite Strecke die Kontrolle." Lediglich die beiden 0:2-Niederlagen in Dänemark und in Frankreich seien aus der Reihe gefallen.

Erkenntnisse wurden bestätigt. Im Abwehrzentrum und im zentralen Mittelfeld ist Österreich absolut konkurrenzfähig, fast überbesetzt. Kevin Danso war gegen Kroatien großartig, übertraf David Alaba.

Baustelle

Die Außenverteidigung ist und bleibt eine Baustelle, im Tor hat sich noch keine Nummer eins herauskristallisiert. Patrick Pentz und Heinz Lindner sind gut, aber nicht herausragend. Im Sturm fehlt es mitunter an Kaltschnäuzigkeit, die ist schwer trainierbar. Rangnick: "Wenn ich jetzt anfange, mir mit einem Marko Arnautovic, der 33 Jahre alt ist und 104 Länderspiele absolviert hat, über Abschlüsse Gedanken zu machen, hat das wenig Sinn." Ein Gewinner der Kroatien-Partie war Torschütze Christoph Baumgartner. Rangnick hatte den Hoffenheim-Legionär davor kaum eingesetzt. "Nun hat er einen Fingerabdruck hinterlassen."

Fahrplan

Ab 14. November findet ein Trainingscamp in Marbella, Spanien, statt. Gestört wird es zwei Tage später von einem Test gegen Andorra. Rangnick wollte die Partei nicht, die Uefa bestand aber darauf. Es darf übrigens nur fünfmal gewechselt werden. "Ich wollte zur Pause die komplette Mannschaft tauschen."

Am 20. November, es ist der Eröffnungstag der WM in Katar, wird in Wien gegen Europameister Italien geprobt. Dieses Match wollte Rangnick. Bereits am 9. Oktober wird in Frankfurt die EM-Qualifikation für die Endrunde 2024 in Deutschland gelost, Österreich wird aus Topf zwei gezogen. Was Rangnick egal ist, der Erste und Zweite jeder Gruppe sind fix dabei. "Die EM ist ein Muss. Wir haben die Qualität, um dort eine richtig gute Rolle zu spielen." Die Quali startet im März 2023. Rangnick will dann eigene Fehler tunlichst vermeiden. (Christian Hackl, 26.9.2022)