Immer wieder in der Kritik: Sloweniens rechtskonservativer Ex-Ministerpräsident Janez Janša.

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Ljubljana – Streik beim slowenischen öffentlich-rechtlichen Rundfunksender RTV Slovenija: Der ganztägige Streik am Montag hatte Auswirkungen auf das Fernseh- und Online-Programm. Die Journalisten und andere Mitarbeiter, die seit Monaten redaktionelle und institutionelle Autonomie fordern, legten aus Protest gegen die "Zerstörung der öffentlich-rechtlichen Anstalt", wie es hieß, ihre Arbeit für 24 Stunden nieder. Am Abend war vor dem Parlament in Ljubljana eine Protestkundgebung geplant.

Die Streikaktivitäten wurden insbesondere im Fernsehsender TV Slovenija (TVS) und im Online-Nachrichtenportal verschärft, wo die Lage am turbulentesten ist. Dort wurde das Programm auch am merklichsten durch den Streik beeinträchtigt. In der ersten Nachrichtensendung am frühen Nachmittag, die kürzer als üblich war, wurden neben den Streikgründen nur die wichtigsten Nachrichten des Tages verlesen. Laut Ankündigung werden auch die Hauptnachrichtensendungen am Abend eingeschränkt sein. Sonst wurden im Fernsehen den Tag über Wiederholungen ausgestrahlt. Auf dem Online-Portal und beim Teletext blieben am Montag frische Nachrichten aus. Auch im Hörfunk wurde das Programm an den Streik angepasst.

Zensur des Streikprogramms

Die Streikenden kritisieren auch, dass die RTV-Führung den Streik zu behindern versucht habe. "Das Streikprogramm wurde zensuriert", sagte die TV-Journalistin und Gewerkschaftskoordinatorin Helena Milinkovic bei einer Mitarbeiterkundgebung vor dem Sendergebäude in Ljubljana. Die Kritik richtete sie direkt an den TV-Direktor Uroš Urbanija, der am Montag selbst die Leitung der TV-Redaktion übernommen haben soll. So wurde laut Milinkovic u. a. ein geplanter Beitrag zum Streik in der ersten Nachrichtensendung gestrichen. Unterdessen lief während der Sendung am oberen Bildrand eine Aufschrift mit Entschuldigung der Leitung, in der es hieß, dass das Programm wegen eines Streiks "von wenigen Journalisten" eingeschränkt sei. Online ließ der Porta-Leiter Igor Pirkovic indes eine Meldung über den Streik von der Internetseite mehrmals entfernen, hieß es.

Die Journalisten und Mitarbeiter des Rundfunksenders fordern seit dem Frühjahr redaktionelle und institutionelle Autonomie, eine Entpolitisierung der Anstalt und den Rücktritt der gesamten Geschäftsführung, der politische Voreingenommenheit zugunsten des rechtskonservativen Ex-Ministerpräsidenten Janez Janša und dessen Demokratischer Partei (SDS) vorgeworfen wird. Vor dem ganztägigen Streik gab es bereits Warnstreiks im Mai und Juni. Die Beschäftigten beklagen zunehmenden Druck vonseiten der Geschäftsleitung und Schikanen mittels Drohungen mit Disziplinarverfahren. (APA, 26.9.2022)