Bisher hielten Flughafen-Aktionäre Abstand zum Angebot des vermeintlich aus Australien kommenden Großaktionärs.

Foto: APA / Helmut Fohringer

Wien – Die Magnetwirkung des Flughafen-Investors Airports Group Europe (AGE) auf den Streubesitz der Flughafen Wien AG (VIE) dürfte nicht sehr ausgeprägt sein. Denn der Airport-Investor, der sein Aktienpaket von knapp 40 Prozent erklärtermaßen um knapp zehn Prozent oder bis zu 8.399.990 Aktien aufstocken will, erhöht sein freiwilliges öffentliches Teilangebot vom 5. August.

Die über eine verschachtelte Konstruktion von Treuhandgesellschaften, Holdings und Briefkastenfirmen zum Luxemburger Investmentfonds IFM Global Infrastructure gehörende AGE hat ihre Teilofferte für 9,99 Prozent der Anteile am VIE von 33 auf 34 Euro je Aktie erhöht. Dies freilich erneut "cum dividend", also einschließlich Dividenden. Aktionäre, die ihre Aktien einliefern, bekommen also um 75 bis 90 Cent weniger pro Aktie.

Bessere Geschäftsaussichten

Die Nachbesserung wurde damit begründet, dass die besser ausgefallene jüngste Geschäftsprognose des VIE eingearbeitet worden sei. Der neue Angebotspreis entspreche einer Prämie von 29,3 Prozent gegenüber dem Schlusskurs des letzten Börsentags vor der Ankündigung von AGE, ihren Anteil auf über 40 Prozent erhöhen zu wollen. Dies sei angesichts hoher Unsicherheit im Luftfahrtsektor der "beste und finale Preis" und stelle eine attraktive Prämie dar.

Bis Mai eingesperrt

Verlängert wurden auch die Fristen: Die bis 6. Oktober laufende Annahmefrist wurde um zehn Börsentage verlängert. Die Frist für die aufschiebenden Bedingungen wurde bis 31. Mai 2023 verlängert. Dies ist den Prüfungen gemäß Investitionskontrollgesetz – erst durch die EU-Kommission und dann durch das Wirtschaftsministerium in Wien – geschuldet, die bis zu vier Monate dauern können. Für Streubesitz-Aktionäre könnte dies ein Deal-Breaker sein, denn ihre Aktien wären bis zu neun Monate eingesperrt.

Der VIE, der seinen Aktionären davon abgeraten hat, das Angebot anzunehmen, gab keine Stellungnahme ab, das Management hat sich gemäß Übernahmegesetz neutral zu verhalten.

Bestimmender Aktionär

Sollte der AGE die Aufstockung gelingen, wäre es für die syndizierten Kernaktionäre Land Wien und Land Niederösterreich (je 20 Prozent) mit der Beschaulichkeit in Schwechat vorbei. Die fälschlicherweise australischen Pensionsfonds zugeordnete Aktionärsgruppe wäre dann der größte Aktionär und könnte Investitions- und andere Entscheidungen blockieren. Das ist bei keinem anderen Investment der AGE von Manchester über Brisbane, Perth, Adelaide und Sydney der Fall. Überall blieb der AGE-Aktionär IFM Investors in der Minderheit. (ung, 26.9.2022)