Netflix setzt, wie viele andere große Konzerne, verstärkt auf Videospiele.

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Apple, Microsoft, Sony, Nintendo, Amazon – zahlreiche große Unternehmen setzen seit Jahren auf die Produktion oder Distribution von Videospielen. Netflix will jetzt mit einem eigenen Studio ein größerer Teil dieses wachsenden Marktes werden.

Vom Nerd zum Mainstream

Die Nähe des US-Streamingdiensts zu Videospielen ist nicht neu. Zahlreiche Serien ("Cyberpunk 2077", "Castlevania", "Tekken") auf der Plattform basieren auf Videospielen, und via App kann man bereits seit längerer Zeit auf Smartphone-Spiele zugreifen, die im Abo inkludiert sind. Auch wenn diese Spiele derzeit nur rund ein Prozent der Nutzerbasis konsumieren, weiß der US-Konzern um die Relevanz dieser Unterhaltungsform. Sind in den letzten Monaten bereits einige sehr nette Games in das Angebot gewandert, will Netflix künftig auch eigene Spiele produzieren.

Das neu gegründete Studio soll in Helsinki entstehen und Spiele von "Weltklasse" schaffen, wie Netflix via Pressemitteilung wissen lässt. Der Streaminganbieter betont, dass es weder Werbung noch In-Game-Käufe in den Spielen geben wird. Angeführt wird das neue Studio vom Branchenveteran Marko Lastikka, der zuvor bereits bei Branchengrößen wie Zynga oder Electronic Arts verantwortungvolle Positionen innehatte.

Warum Helsinki?

Der Ort ist nicht zufällig gewählt. Netflix schreibt, man würde dort die "größten Talente der Welt" finden. Tatsächlich hat man erst Anfang des Jahres das dort ansässige Studio Next Games ("The Walking Dead") gekauft. Außerdem befinden sich in Skandinavien vor allem zahlreiche Mobile-Games-Studios, die in der Vergangenheit große Erfolge feiern konnten, womit Netflix sich sicher sein kann, in dieser Region aus einem großen Talentepool fischen zu können.

Netflix hat bereits mehrere Entwicklerstudios gekauft, darunter Night School Studio ("Oxenfree"), diesmal will man allerdings erstmals eine Spieleschmiede von Grund auf selbst aufbauen. Von einer ersten Veröffentlichung ist man laut Netflix noch "Jahre entfernt". Dennoch ist es ein starkes Zeichen des US-Konzerns, Videospiele längerfristig ins eigene Portfolio zu holen. Das ist auch nötig, stagnieren doch die Wachstumsraten bei Neukunden seit etwa einem Jahr – auch bedingt durch die stärker in den Streamingmarkt drängende Konkurrenz à la Disney. (aam, 27.9.2022)