Brad Pitt

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Es ist einige Monate her, dass sich Brad Pitt von einer neuen Seite zeigte. Während eines Pressetermins in Berlin trat der US-Schauspieler in einem zerknitterten Leinenrock auf. Dann passierte etwas, was vor fünf Jahren noch nicht selbstverständlich gewesen wäre: Die Medien reagierten weitestgehend aufgeschlossen auf den Mann im Rock. "Wird das der Modetrend des Sommers?", fragte sogar die "Bild der Frau".

Heute kann man sagen: Es war ein kluger Schachzug des 58-Jährigen, sich als modern alternden Hollywood-Schauspieler zu präsentieren. Möglicherweise war dieser Schritt sogar lange geplant. Denn Pitt hat viel vor. Der US-Schauspieler ist bereits in ein Kaschmirmodelabel involviert, seit kurzem wissen wir: Er steigt ein ins Geschäft mit der Schönheit.

Dieser Entschluss ist nicht weit hergeholt. Prominente Frauen machen schon länger vor, wie lukrativ eine eigene Beauty-Marke sein kann. Rihanna wurde dank ihrer Kosmetiklinie zur Milliardärin, zuletzt überwand sich sogar das medienscheue Supermodel Kate Moss, seine Wellness-Brand "Cosmoss" zu bewerben.

Nun also auch Brad Pitt, ausgerechnet. Der US-Amerikaner war bislang nicht als Liebhaber von Cremes, Tiegeln und Pflegeroutinen bekannt. Im Gegenteil, in der Vergangenheit gestand er, sich ganz auf die Ratschläge seiner (ehemaligen) Lebensgefährtinnen und seiner langjährigen Make-up-Artistin Jean Black zu verlassen. Vor zehn Jahren geisterte dann die Meldung durch die Welt, der Schauspieler verzichte auf Seife, um sich mit einer Mischung aus Zitronen, Wasser und Apfelessig zu waschen.

Jetzt ist wieder alles anders. Brad Pitt setzt mit seiner veganen, geschlechtsneutralen Hautpflegeserie "Le Domaine" auf die Kraft von Weintrauben. Die stammen vom, ganz genau, Château Miraval in der Provence. Dort hatte der Schauspieler 2014 Angelina Jolie geheiratet. Gereicht werden die Produkte in dunklen Glasfläschchen mit geschwungenen Holzdeckeln, hergestellt aus den Weinfässern der Familie Perrin. Als moderner Mann aus Hollywood weiß Brad Pitt natürlich, wie Produkte, die zwischen 200 und 300 Euro kosten, beworben werden müssen. Und dass "Anti-Aging"-Versprechen heute von gestern sind.

Vorgemacht hat es ihm eine seiner ehemaligen Lebensgefährtinnen. Die Schauspielerin Gwyneth Paltrow hat ihr Lifestyle-Imperium Goop allerdings schon vor 14 Jahren gegründet. Ob Brad Pitt nicht ein wenig spät dran ist mit seiner Marke? Ob ein Beauty-Muffel überhaupt ein glaubwürdiger Verkäufer teurer Cremes, Fluids und Reinigungsemulsionen ist? Und ob die Produkte eines Stars ohne Social-Media-Profil die Verbraucherinnen und Verbraucher erreichen? Sicher ist: Wenn der Mann aus Hollywood in Paltrows Fußstapfen treten will, dürfte es mit ein paar Interviews zum Launch seiner Kosmetiklinie nicht getan sein. Wir werden das im Auge behalten. (Anne Feldkamp, 28.9.2022)