Das schaffen nur die allerwenigsten Prophylaktika: Rund drei Tassen Kaffee pro Tag dürften das Sterberisiko um rund 30 Prozent reduzieren.

APA / dpa / Fabian Sommer

Bei der wievielten Tasse Kaffee halten Sie heute schon? Lesen Sie diesen Text am Vormittag, dann dürften es vermutlich bereits eine oder zwei gewesen sein. Denn im Schnitt trinkt jeder und jede österreichische Erwachsene drei Tassen pro Tag. Das summiert sich auf acht Kilogramm Kaffee pro Jahr und weist Österreich einen vorderen Platz in der internationalen Kaffeetrinkerstatistik zu. Und diese rund drei Tassen pro Tag dürften auch ziemlich ideal für die Gesundheit sein – und sogar vor Herzrhythmusstörungen bewahren, wie neue Studien zeigen.

Lange wurde vor den ungünstigen Folgen des Kaffeekonsums gerade auf das Herz-Kreislauf-System gewarnt. Doch mehr und mehr verdichtet sich die Evidenz, dass genau das Gegenteil der Fall sein dürfte. Immer mehr Untersuchungen in letzter Zeit belegen, dass Kaffee das Risiko für diese Erkrankungen und auch das Sterberisiko in einem erstaunlich hohen Maß – nämlich bis zu 30 Prozent – senkt.

450.000 Personen nahmen teil

Die bisher letzte Untersuchung, die das zeigte, umfasste immerhin über 170.000 britische Erwachsene, die im Rahmen des UK-Biobank-Projekts Fragebögen zu ihren Ernährungsgewohnheiten ausgefüllt hatten. Für eine neue Studie zum Thema Kaffeekonsum und Herzgesundheit wurde das Sample der UK-Biobank auf 450.000 vergrößert (Medianalter 58 Jahre; 55,3 Prozent Frauen), was auch die Aussagekraft der Ergebnisse erhöht – mit der Einschränkung, dass die Daten auf Eigenprotokollen beruhen, die anfällig für Verzerrungen sind.

Das Medizinerteam um David Chieng und Peter Kistler (beide Universität Melbourne) hatte aber nicht nur mehr Daten zur Verfügung. Sie werteten diese auch in Sachen Kaffeekonsum genauer aus. So differenzierten sie für ihre Studie im "European Journal of Preventive Cardiology" zwischen entkoffeiniertem Kaffee, gemahlenem Kaffee und Instantkaffee. Untersucht wurde das Auftreten von Herzrhythmusstörungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie das Sterberisiko je nach Kaffeeart und Anzahl der täglich konsumierten Tassen, und zwar für einen durchschnittlichen Zeitraum von 12,5 Jahren pro teilnehmende Person.

Koffein gegen Herzrhythmusstörungen

Das vielleicht überraschendste Ergebnis: Der Konsum von ein bis fünf Tassen Kaffee mit Koffein (egal ob gemahlen oder löslich) war mit einer signifikanten Verringerung von Herzrhythmusstörungen verbunden, nicht jedoch der Konsum von entkoffeiniertem Kaffee. Das geringste Risiko bestand bei vier bis fünf Tassen gemahlenem Kaffee und zwei bis drei Tassen Instantkaffee (linke Grafik):

Die Studie in drei Grafiken: links die Ergebnisse zu den Herzrhythmusstörungen, in der Mitte zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und rechts zum Sterberisiko, jeweils nach Anzahl der Tassen und Kaffeeart (dunkelorange: entkoffeiniert; grün: gemahlen mit Koffein; violett: löslicher Kaffee).
Grafik: David Chieng et al., European Journal of Preventive Cardiology 2022

Wichtig: Alle Kaffeearten verringerten die Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wobei das geringste Risiko bei zwei bis drei Tassen gemahlenen Kaffees mit Koffein pro Tag bestand. Und die Gesamtsterblichkeit war bei allen Kaffeesubtypen signifikant reduziert. Auch hier wurde die größte Risikoreduktion bei zwei bis drei täglichen Tassen beobachtet, am besten schnitt abermals gemahlener Kaffee mit Koffein ab.

Falls Sie also heute schon die zweite oder dritte Tasse konsumiert haben sollten, dann haben Sie das Idealmaß schon erreicht – außer Sie wollen prophylaktisch Herzrhythmusstörungen vermeiden. Dann sind noch zwei drin. (Klaus Taschwer, 28.9.2022)