Wo sonst darf man in die Trikots der heimischen Bundesligisten schlüpfen? Eben.

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Wiederholungen inszenieren die schönsten Momente des Spiels erneut.

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Grund zum Feiern: EA hat an vielen Stellen nachgebessert.

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Statistiken klären in der Halbzeit und nach dem Spiel über die eigene Leistung auf.

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Frauen im Fokus: Ausgewählte Teams können in fast allen Modi genutzt werden.

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Im Karrieremodus – als Spieler oder Manager – muss man sich seine Lorbeeren erst verdienen.

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Die meisten Spieler sehen ihren realen Vorbildern zum Verwechseln ähnlich.

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Die offizielle Lizenz für die kommende Fußball-WM in Katar, Trainer und Verein der Serie "Ted Lasso", erstmals Frauenvereinsfußball, diverse technische Weiterentwicklungen sowie Feinjustierungen in praktisch allen verfügbaren Modi. Das Spiel "Fifa" ist auch in diesem Jahr ein sehr fettes Paket geworden, dem sich Fans des Sports kaum entziehen können.

Täglich grüßt das Fußballtier

Ja, es sind schon wieder zwölf Monate vergangen, seit "Fifa 22" diverse Verkaufs- und Umsatzrekorde gebrochen hat, und auch die diesjährige Fortsetzung wird wohl ihre Käufer finden. Gründe dafür gibt es ausreichend. Das Spiel nimmt Anfänger – ja, die soll es noch geben – mit dem neuen Trainingszentrum an die Hand. Erklärvideos und typische Trainingseinheiten sollen langsam an die Feinheiten des Spiels heranführen. Angefangen bei gezielten Schüssen – bis hin zu gelungenen Tacklings. Profis steigen direkt ins Spiel ein und freuen sich auf zahlreiche Nachbesserungen – auf und rund um den Platz.

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Rasen, der die Welt bedeutet

Auf dem Platz gibt sich "Fifa" kaum Blößen. Wer die Spielmechanik gewohnt ist, freut sich zumindest auf den neueren Konsolen und auf PC über zusätzliche Animationen, die Spieler noch eleganter über den Platz schweben lassen. Unter dem Titel Hypermotion2 verbirgt sich das Motion-Capture-Verfahren inklusive Machine-Learning-Technologie, bei dem die Bewegungen dutzender realer Spieler aufgezeichnet und ins Spiel integriert wurden. So sehen Schüsse, Tacklings oder Dribblings noch einen Hauch realer aus, als das in der Vergangenheit bereits der Fall war.

Auch beim Dribbling wurde nachgebessert, und so fühlen sich Bewegungen mit dem Ball noch kontrollierbarer an. Bei den Schüssen kann man jetzt mit mehr Zeit noch präziser zielen, ruhende Bälle können nun an bestimmten Stellen gezielt getreten werden. Ob das am Ende bestimmte Talente im Spiel erneut ein wenig zu stark werden lässt, kann nach einigen Stunden im Spiel noch nicht vorhergesagt werden. Es könnte aber durchaus sein, dass dribbelstarke Spieler in diesem Jahr noch ein Stück schwerer vom Ball zu trennen sein werden.

Hat man übrigens Freunde oder zumindest Wunschkontrahenten auf einer anderen Spieleplattform, dann steigen in diesem Jahr die Chancen, diese Menschen fordern zu können. Anbei die Übersicht, auf welcher Plattform man gegen wen spielen kann.

Dank Crossplay können bestimmte Plattformen gegeneinander antreten.
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Karrieren Vielfalt

Auch der Karrieremodus hat einige Upgrades bekommen. Wählt man die Rolle des Managers, muss man sich um taktische Aspekte und Spielerkäufe kümmern, während man als Spieler vor allem den Sprung in die Stammmannschaft anvisiert. Neu sind "Persönlichkeitspunkte", die man durch Aktivitäten wie Training oder Käufe diverser Güter erhält. Diese Punkte werden dann in einem von drei Fertigkeitsbäumen investiert – Maverick, Heartbeat oder Virtuoso –, um in bestimmten Bereichen schneller besser werden. Zusätzlich lassen sich noch drei Perks freispielen, die euch passive Fähigkeiten verleihen, etwa im Strafraum noch besser abzuschließen.

Auf dem Platz kann man dann wieder entscheiden, ob man nur den eigenen Spieler oder das ganze Team übernehmen will. Erfolge sind nötig, um bestimmte Ziele zu erreichen, etwa ins Stammkader aufgenommen zu werden oder den Job als Manager zu behalten. Das Fußballgeschäft ist hart, wie man weiß.

Modi wie Sand am Meer

An Modi fehlt es auch dieses Jahr nicht, auch wenn viele alte Bekannte aus dem Menü des Spiels grinsen. Im Modus Volta geht es auf die Straße. Beispielsweise beweist man sich im Drei gegen Drei, auf Wunsch mit oder ohne Tormann. Im Vordergrund stehen Tricks und kurze Laufwege. Während im Couch-Koop oder allein diverse Dinge ausprobiert werden können, geht es online im Vier gegen Vier richtig zur Sache und um Punkte, die in Spezialfertigkeiten wie stärkere Schüsse investiert werden können. Richtig ausgelegt für diesen Modus scheint die Spielmechanik nicht zu sein – wer allerdings Abwechslung zum Rasenalltag sucht, der ist in den Hinterhöfen von New York oder anderen Metropolen gut aufgehoben. Speziell deshalb, weil neue Arcade-Modi, die saisonal wechseln, die Spieler in diverse bunte und verrückte Aufgaben werfen, die die Lust am Ausprobieren in den Vordergrund stellen.

Natürlich gibt es noch Freundschaftsspiele, Turniere – wie das eingangs erwähnte WM-Turnier in Katar, das als Update kostenlos zu einem späteren Zeitpunkt nachgereicht wird –, eine Übungs-Arena und klassischen Alltagsbetrieb in einer der zahlreichen Fußballligen. Über allem steht natürlich der supererfolgreiche und gleichzeitig umstrittene Fifa Ultimate Team Modus.

Vor allem auf den neuen Konsolen und auf dem PC sieht das Spiel grandios aus.
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Lootboxen-Thematik

Schon vor dem Release erreichten Streamer auf Twitch, die das Öffnen von "Fifa"-Kartenpaketen zeigten, hunderttausende Views. Die neue Saison, die alte Kartenkäufe wie ein Vorjahres-Panini-Album in der Ecke Staub fressen lässt, lädt vor allem Jugendliche ein, wieder Tief in die Tasche greifen. Kartenpakete können freigespielt oder aber gegen Echtgeld erstanden werden. Die Möglichkeit, besonders wertvolle Spieler in den Kartenpackungen zu finden, die dann wie Gladiatoren gegen andere Spieler online ins Feld geschickt werden können, löste in den vergangenen Jahren Umsatzrekorde bei Hersteller EA aus. Der Jäger- und Sammlertrieb bei "Fifa"-Spielern scheint unerschöpflich.

Dabei ist der Modus tatsächlich genial konzipiert. Man muss sich um die Chemie im Team kümmern, etwa gleichsprachige Spieler in einem Block zusammenstehen lassen. Durch neue Erklärungen, wie Team-Chemie funktioniert, sollen Auf- und Abwertungen in diesem Bereich dem Spieler noch deutlicher gemacht werden. Zudem hat sich EA etliche Szenarien einfallen lassen, die bei erfolgreicher Lösung die für Kartenpakete wichtige Währung in die virtuelle Tasche fließen lassen. Das Team besser machen und dazwischen sein Können auf dem Rasen beweisen – genial und zudem sehr belohnend in Szene gesetzt.

Vielleicht aufgrund der anhaltenden Kritik an dem Modus findet sich neuerdings der Menüpunkt "Playtime". Hier findet sich der Hinweis, dass man sich jetzt Erinnerungen setzen kann, die bei zu viel "Engagement" Warnungen aussprechen. Wenn man etwa zu viele Packungen an einem Tag aufmacht oder die gewünschte Spielzeit überschreitet. Das funktioniert auch zusammen mit der Companion App, die man sich zuvor herunterladen muss, um dann permanenten Zugriff auf sein Ultimate Team zu haben, dieses neu aufstellen oder aufwerten kann. Diese nicht erst seit diesem Jahr stattfindende Datensammelaktion von EA hat dem Service sicher geholfen, über die "Fifa"-Versionen immer genauer zu wissen, wann und wo die Spieler interagieren wollen. Gut, dass die App für das Hauptspiel nicht verpflichtend ist.

Der Ultimate-Team-Modus ist wie immer königlich inszeniert. Ein Fest für die Sinne und die Geldbörse von EA.
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Königin Frauenfußball

In diesem Jahr setzt EA stark auf das Thema Diversität. Gleich nach Spielstart werden sowohl der PSG-Fußballer Kylian Mbappé als auch die Chelsea-Spielerin Sam Kerr gleichermaßen in den Vordergrund gerückt. Schon das Training zum Start ins Spiel kann man in einer der beiden Rollen erleben, und sowohl Manager- als auch Spielerkarriere sowie Modi wie Volta lassen sich auf Wunsch mit einer Frau erleben.

Zudem gibt es zwei Frauenligen, Barclays FA Women's Super League und Division 1 Arkema, die sicher keine Zugriffsrekorde brechen werden, aber die Implementierung ist trotzdem eine gelungene Verneigung vor den immer stärker werdenden Frauenteams.

Süße Nische

Die Zugriffszahlen von Apple TV+ sind in Österreich überschaubar, aber eingefleischte Fans werden sich trotzdem freuen, dass sich Ted Lasso aus der gleichnamigen Serie im Spiel als Manager anwählen lässt beziehungsweise sein mittelerfolgreicher AFC Richmond als Team angewählt werden kann. Sogar die Nelson Road, das Heimstadion der erfundenen Fußballmannschaft, wurde in "Fifa 23" integriert. Ein nettes Gimmick, ohne Zweifel.

Ted Lasso kann als Manager oder der AFC Richmond als Team angewählt werden. Fans der Serie wissen das zu schätzen.
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Sound of Music

Der Soundtrack des Spiels ist wie in jedem Jahr voller Ohrwürmer aus den unterschiedlichsten Genres und lädt damit schnell zum Mitschunkeln ein. In den Stadien wird wie immer laut gebrüllt, und regelmäßige, für den Verein typischen Gesänge zaubern Fans Gänsehaut auf den Hinterfuß. Das Kommentatorenpärchen bemüht sich in den unterschiedlichen Sprachen um abwechslungsreiche Sprüche, die Inszenierung generell wurde in jedem Fall aber noch einmal eine Stufe höher gedreht. Auf Wunsch sieht man schon vor dem Spiel Rasenaction, die Highlights aus dem Match werden wie immer gut in Szene gesetzt, und auch die Menüs – hat man deren Struktur einmal durchschaut – sind in der Regel übersichtlich aufgebaut.

Getestet wurde das Spiel vom STANDARD auf Playstation 5, wo sämtliche neuen Animationen und grafische Spielerein zur Geltung kommen. Erfahrungsgemäß sind Spieler auf der alten Konsolengeneration weniger begünstigt und müssen mit einer optisch etwas eingeschränkten Spielerfahrung rechnen.

Ligabetrieb

Über 19.000 reale Fußballprofis sind in "Fifa 23" enthalten. Insgesamt 700 Teams aus über 30 Ligen, darunter auch die erste österreichische Bundesliga und über 100 Stadien, bieten erneut zahlreiche Auswahlmöglichkeiten. Nirgends sonst kann man Rapid Wien gegen Sturm Graz spielen, Bayern München gegen den 1. FC Nürnberg oder völlig andere Konstellationen. Eine große Stärke von "Fifa" – in diesem Jahr und auch die Jahre davor.

Die Sache mit dem Namen

Die bestverkaufte Fußballsimulation der Welt verliert kommendes Jahr tatsächlich ihren zugkräftigen Namen: Fifa. Nach längeren Verhandlungen konnten sich die beiden Parteien – Spielehersteller Electronic Arts und der Fußballverband Fifa – im Mai 2022 offensichtlich nicht auf eine Verlängerung der langjährigen Partnerschaft einigen. Ab 2024 wird die Fußballsimulation deshalb EA Sports FC heißen, Features und Inhalte sollen weitgehend unberührt von der Veränderung bleiben. Große Fifa-Ereignisse wie die WM in diesem Jahr werden aber in künftigen Fortsetzungen wohl nicht enthalten sein. Verträge mit Vereinen bleiben wohl erhalten. Mehr will EA im Sommer 2023 zu der Situation und dem neuen Branding verraten.

Gerüchte, Amazon könnte EA kaufen, würden das Spiel um die Lizenz vielleicht noch einmal in die Verlängerung zwingen. Alle Parteien verhalten sich aktuell allerdings sehr ruhig, weshalb derzeit davon auszugehen ist, dass dies tatsächlich das letzte Spiel mit dem Namen "Fifa" ist, das EA je veröffentlichen wird.

In "Volta" treten kleinere Teams im Straßenfußball gegeneinander an.
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Fazit

Trotz fehlender Konkurrenz auf dem Markt bemüht sich "Fifa 23" um zahlreiche Feinjustierungen des ohnehin schon sehr runden Gesamtpakets. Egal ob Gelegenheitsspieler, der auf der Couch mit Freunden ein paar Runden mit seinem Lieblingsklub spielen will, oder ambitionierter Semiprofi, der in Onlineligen oder Ultimate Team seine Gegner zerbrechen will – das Spiel bietet allen was und davon reichlich.

Ideen wie die Implementierung von Ted Lasso, die neuen Frauenteams oder Arcade-Modi für Volta sind nette Ergänzungen, die nicht zwingend notwendig waren, aber für eine jeweils spitze Zielgruppe vielleicht ausschlaggebend sind, genau in diesem Jahr doch einmal "Fifa" auszuprobieren. Somit bleibt das Fazit alljährlich ein ähnliches: Wer sich für die Materie Fußball interessiert und sein Können virtuell unter Beweis stellen möchte, hat ohnehin auch in diesem Jahr keine sinnvolle Alternative. Somit gratulieren wir EA zum voraussichtlich nächsten Volltreffer, der erneut einige Rekorde brechen wird. (Alexander Amon, 27.9.2022)