Streuner seien seine Freunde, sagt Josef Schützenhöfer über dieses Bild aus seiner neuen Heimat Süditalien. Dabei geht es ihm aber auch um Müll als Zeichen für "unseren perversen Konsum".

Foto: Reinhard Öhner

Wien – "Meine Heimat ist am Horizont. Ich sitze gerne am Wasser und fließe hin zum Meer. Wo der Horizont weit ist, dort ist meine Heimat", so beschrieb der Maler Josef Schützenhöfer seinen Heimatbegriff in einem STANDARD-Interview vor zwölf Jahren. Der politische Künstler, dessen Markenzeichen realistische Malereien mit widerständigen Botschaften sind, brach schon als 18-jähriger Kunststudent in den 1970ern aus seiner ersten Heimat Österreich auf, weil ihn der "latente Faschismus" hier anwiderte.

Von Reagan bis Bush

In den USA ging er zur US-Marine, die ihm ein Kunststudium finanzierte, und er blieb 25 Jahre. Widerstand war stets sein zweiter Name. Schützenhöfer demonstrierte und malte gegen Ronald Reagan und George Bush und erlangte mit einem Porträt, das den obersten Golfkriegsoffizier General "Stormin‘ Norman" Schwarzkopf nackt zeigte, Bekanntheit in der Antikriegsbewegung der USA.

Eine Bekanntheit, die ihn auch in Gefahr brachte. Nach 25 Jahren verließ er die USA, um sich mit seiner amerikanischen Frau und dem gemeinsamen Sohn in der Oststeiermark anzusiedeln.

Dazwischen liegen brisante wie gnadenlose Porträts kirchlicher Oberhäupter und rechtskonservativer Politiker, aber auch liebe- und würdevolle Porträts aus der Arbeitswelt wie jene der Semperit-Belegschaft vom Anfang der Nullerjahre. Auch den Kameradschaftsbund in seinem Wohnort Pöllau oder die in einem Lastwagen im burgenländischen Parndorf erstickten 70 Geflohenen thematisierte Schützenhöfer in seinen Bildern.

"Tourist Trash" heißt dieses Bild aus 2013.
Foto: Reinhard Öhner

Ein in der Oststeiermark im Zweiten Weltkrieg abgestürzter Flieger eines US-Soldaten inspirierte Schützenhöfer dazu, einzelnen amerikanischen Befreiern ein Denkmal zu setzen. Dazu brachte er auch die wenigen noch lebenden damaligen Soldaten nach Österreich und kooperierte mit Kunststudierenden aus den USA und Russland, die ebenfalls Arbeiten in Österreich zeigten.

Sein Porträt des verstorbenen Bundespräsidenten Thomas Klestil, dass er für die Bundespräsidentengalerie der Hofburg anfertigte, sorgte für Aufregung, hielt er Klestil doch mit dem steinernen Gesichtsausdruck fest, mit dem er die erste schwarz-blaue Regierung angelobte.

Famler und Schützenhöfer (rechts) bei der Eröffnung der Ausstellung am 16. September.
Foto: Colette Schmidt

In den letzten Jahren zog es Schützenhöfer immer wieder nach Süditalien. In den Räumlichkeiten von Bahoe Books in Wien sind nun in der Ausstellung Political Landscapes neben bekannten Bildern der letzten 25 Jahre auch ruhigere poetischere Landschaften aus Italien zu sehen. Nun brach Schützenhöfer seine Zelte in Österreich nach 25 Jahren zum zweiten Mal in seinem Leben ab und zieht ganz nach Apulien. In Italien wird es nach der aktuellen Wahl sicher auch genug geben, wogegen er anmalen kann.

Retrospektive

Die Ausstellung, eine Kooperation von Bahoe Books und der Alten Schmiede, kann also auch durchaus als eine Art Retrospektive des letzten Vierteljahrhunderts gesehen werden, so Kurator Walter Famler. (Colette M. Schmidt, 27.9.2022)