Die 33-jährige Anna Schiester ist eine bestens vernetzte Nachwuchshoffnung, die man auch in Wien im Blick hat.

Foto: Bürgerliste / Andreas Farcher

Sie ist die wichtigste Personalreserve der Salzburger Grünen und übernimmt nun den einzigen Sitz der Bürgerliste in der Stadtregierung: Anna Schiester wird Baustadträtin. Sie folgt auf Martina Berthold, die als Spitzenkandidatin zurück in die Landespolitik wechselt. Die Rochade wurde nötig, weil Grünen-Chef Heinrich Schellhorn im Zuge des von der Volksanwaltschaft aufgedeckten Pflegeskandals seinen Rücktritt angekündigt hat. Die Führungsriege der Salzburger Grünen ist nun komplett weiblich.

"Uns hat es ein bisschen durcheinandergewürfelt, wir haben uns neu sortiert", sagt Schiester, die seit drei Jahren Gemeinderätin, Vorsitzende des Sozialausschusses und Sprecherin der Grünen Frauen ist. Die 33-Jährige hatte eigentlich andere Pläne für ihre politische Karriere und hatte bereits angekündigt, für die Landtagswahl im April zu kandidieren. Nun bleibt die gebürtige Tennengauerin in der Stadt und wird die Bürgerliste wohl auch in die nächste Gemeinderatswahl 2024 führen.

Die junge Politikerin übernimmt den Job in keiner einfachen Konstellation – ihre Vorgängerin stieß mit ihren Forderungen bei Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) meist auf taube Ohren. Ob Schiester einen anderen Zugang zur Zusammenarbeit findet, wird sich bei den Budgetverhandlungen im November zeigen. Inhaltlich will die künftige Stadträtin den Kurs fortsetzen und sich für konsumfreie Plätze, Stadtbegrünung und Verkehrsberuhigung einsetzen. Ihr Antrieb ist es, die Stadt zum Positiven zu verändern, sie will Klimaschutz nicht von sozialen Aspekten trennen und eine laute Stimme für junge Menschen sein. Auch politische Mitbewerber schätzen Schiester als Politikerin mit Herzblut und viel sozialer Kompetenz.

Als 2015 die ersten Züge voll mit Flüchtlingen den Salzburger Hauptbahnhof passierten, packte Schiester, die damals noch Pressesprecherin des Landtagsklubs der Grünen war, tatkräftig mit an. Sie gründete auf Facebook die Plattform "Flüchtlinge willkommen in Salzburg", die binnen weniger Stunden zur zentralen Informationsdrehscheibe für alle, die helfen wollten, wurde.

Schiester hat Politikwissenschaft, Journalismus und soziale Innovation studiert und ist verheiratet. Über die Salzburger Landesgrenze hinaus ist sie bestens vernetzt in der Partei; zuletzt war sie als Mitarbeiterin im oberösterreichischen Landtagswahlkampf im Einsatz. Auch in Wien hat man das Nachwuchstalent im Blick. (Stefanie Ruep, 29.9.2022)