Wo ist doch gleich das junge Publikum für die Fiction? Nachgefragt ist Österreich-Bezug – wie bei "Tage, die es nicht gab" als österreichische Variante von "Big Little Lies" mit Franziska Weisz.

Foto: ORF/MR Film/Petro Domenigg

Wien – Was will das Publikum vom ORF? In zwei Befragungen ließ der Publikumsrat des ORF Zufriedenheit mit Film und Serien und andererseits Show und Unterhaltung erheben. Eines der Ergebnisse: Das Publikum sucht etwas zum Lachen – Comedy, Satire, Kabarett beziehungsweise Komödien stehen ganz oben auf den Wunschlisten.

Zentrale Ergebnisse zudem:

  • Junges Publikum ist bei Film und Serie längst bei Streamern zu Hause.
  • In Show und Unterhaltung liegt der ORF in der Publikumszufriedenheit über alle Altersgruppen hinweg laut Studie knapp hinter deutschen privaten und öffentlich-rechtlichen Sendern. 47 Prozent äußerten sich sehr zufrieden oder zufrieden mit Shows im ORF, 49 über jene bei deutschen Sendern. 48 Prozent sind das mit österreichischen Privaten wie ATV, Puls 4, Servus TV.
  • Was gibt es Neues? In beiden Genres wünscht sich das Publikum Österreich-Bezug sowie Programminnovationen, Abwechslung und weniger Wiederholungen. Zur Abwechslung merkte Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz an: "Es ist nicht so, dass wir keine Ideen hätten – wir müssen sie auch finanzieren können." Für "Tage, die es nicht gab" und andere Programmschwerpunkte der neuen Saison habe der ORF schon 15 Millionen Euro Sonderbudget eingesetzt.

Die Befragungen von 2020 und 2021 im Auftrag des Publikumsrats wurden Mittwoch in dem ORF-Gremium von Andreas Kratschmar präsentiert, der dem Programmausschuss des Publikumsrats vorsteht. Durchgeführt hat sie Psyma Research + Consulting mit 1.000 Interviews online beziehungsweise telefonisch von 9. bis 27. November 2020 (Show/Unterhaltung) und 31. August bis 27. September 2021 (Fiktionale Unterhaltung).

Junge Streamer

Kratschmar berichtete etwa, dass 80 Prozent der Befragten zwischen 14 und 29 Jahren nach eigenen Angaben Streamingdienste für Filme und Serien nutzen. Den ORF indes nannten für fiktionale Unterhaltung 46 Prozent.

Beim Gesamtpublikum nutzen laut Studie 63 Prozent ORF-Programme für Fiktion und 46 Prozent Streamer wie Netflix und Amazon Prime.

25 Prozent des Gesamtpublikums äußern sich sehr zufrieden mit Film und Serie bei Streamingdiensten, beim ORF sind das zwölf Prozent. Kombiniert man "sehr zufrieden" und zufrieden", liegen beide praktisch gleichauf – Streamer bei 47, ORF-Programme bei 46 Prozent.

Bingen, bitte

Kratschmar entnimmt der Studie über fiktionale Unterhaltung vor allem den Wunsch nach Österreich-Bezug sowie Convenience bei der Nutzung: 48 Prozent gaben an, dass sie mehrere Serienfolgen hintereinander nutzen wollen, beim Publikum unter 30 wollen das 74 Prozent. Rund 70 Prozent des Gesamtpublikums und der jüngeren Zielgruppe wollen Fiction zeitversetzt sehen können.

ORF-General Roland Weißmann und Programmdirektorin Groiss-Horowitz nehmen das als Bestätigung für die Ambitionen des ORF, mit einer Digitalnovelle mehr Möglichkeiten im Streaming und längere Abrufzeiten als bisher sieben Tage zu bekommen.

Weißmann äußerte Zweifel an den Erfolgen der Streamingdienste wie Netflix, Amazon Prime, Disney+ und Co in der Nutzung. Während der ORF und andere Fernsehsender ihre Quoten täglich veröffentlichten und minutengenau abrufbar hätten, lieferten die Streamer kaum Zahlen darüber. Weißmann: "Wenn die nur annähernd solche Erfolge hätten mit ihren Produkten, würden sie es auch kommunizieren – nur sie tun es nicht." (fid, 28.9.2022)