In verschiedenen Projekten arbeiten Entwicklerinnen und Entwickler derzeit daran, den Verkehr von morgen in neue Bahnen zu lenken: So hat im vergangenen Jahr die ETH Lausanne die erste Hyperloop-Teststrecke Europas errichtet. Das Ziel: Personen, aber auch Waren sollen als Passagiere in Transportkapseln durch ein Röhrensystem befördert werden – nahezu in Schallgeschwindigkeit. In anderen Ländern ist man ebenfalls an dem Thema dran: Die TU München arbeitet derzeit an einer Machbarkeitsstudie. Eine Teststrecke ist in Bau und soll 2023 in Betrieb gehen. Die Wissenschafter fragen: Lässt sich — und wenn ja, wie — die bayrische Landeshauptstadt auf diese Art mit anderen deutschen Großstädten verbinden?

Im Hafen von Sagunto, Spanien, soll ein Transportsystem errichtet werden, das auf Hyperloop-Technologie basiert.
Foto: Zeleros

Große Pläne

In den Niederlanden blickt man gar schon über die Staatsgrenzen: Das Start-up Hardt Hyperloop will Amsterdam an europäische Nachbarmetropolen koppeln und wird dazu von der holländischen Regierung gefördert. Die geplante Höchstgeschwindigkeit beträgt rasante 700 km/h. Die Reisezeit etwa nach Düsseldorf soll lediglich 30 Minuten betragen. Bereits 2025 will man den Betrieb aufnehmen.

"Hyperloop-Technologien können auch in Häfen eingesetzt werden." David Pistoni, CEO Zeleros

Dass es derzeit so viel Bewegung rund um diese Technologie gibt, erklärt sich vielleicht damit, wer das Konzept, dessen Grundidee es schon seit dem Jahr 1812 gibt, erneut in die Welt gesetzt hat: Elon Musk. Er brachte den Hyperloop 2013 aufs Tapet, träumte von Geschwindigkeiten von über 1000 km/h, verlor aber angesichts anderer Projekte das Interesse: Er widmete sich Space X und Tesla und stellte seine Überlegungen via Open Source zur Verfügung. Das Unternehmen Hyperloop One aus Los Angeles biss an, und ein anderer schillernder Multimilliardär gesellte sich hinzu – Virgin-Eigentümer Richard Branson. Weitere Partner sind unter anderem Dubai. 400 Millionen US-Dollar an Investitionsgeldern soll Virgin Hyperloop inzwischen gesammelt haben. Dass es jedoch von großen Träumen zur konkreten Realisierung ein weiter Weg ist, zeigte sich schnell. Der erste Testbetrieb mit Passagieren war ernüchternd, lediglich 172 km/h schaffte man auf der Bahn.

Vor wenigen Monaten hat Virgin Hyperloop das Thema Personenbeförderung anscheinend komplett aufgegeben. Der Konzern entließ die Hälfte seiner Belegschaft mit der Begründung, sich fortan nur noch auf den Güterverkehr konzentrieren zu wollen. Die eingeleitete Rationalisierung soll, wie Virgin Hyperloop verlautbart, ein agileres Handeln ermöglichen. Der schwarze Peter wird nicht zuletzt der Corona-Pandemie zugeschoben.

Zukunftsmusik

Es wird jedoch spekuliert, dass der Strategiewechsel weniger mit dieser Krise und mehr mit einer Veränderung der Besitzverhältnisse im Unternehmen zu tun hätte: So ist inzwischen Mitinvestor DP World, einer der größten Hafenbetreiber weltweit, der Mehrheitseigentümer — und der interessiert sich vermutlich mehr fürs logistische Tagesgeschäft als für Zukunftsmusik. Daraus machte der Konzern in den USA gegenüber der Financial Times auch gar keinen Hehl: "Es gibt weniger Risiko für Passagiere und weniger Regulierungsprozesse. Sich auf Paletten zu konzentrieren ist einfacher." Einen zweigleisigen Ansatz verfolgt man beim spanischen Hyperloop-Entwickler Zeleros, der mit dem polnischen Elektromotorproduzenten Magneto kooperiert – gefördert von der Europäischen Union. In Valencia haben die Partner nun ebenfalls eine Teststrecke errichtet: "Nach der Prüfung unserer Technologie im Labor sind wir erfreut über den nächsten Schritt: die Demonstration unseres Systems in realer Umgebung", sagt Zeleros’ Technischer Direktor Daniel Orient.

Pragmatischer Ansatz

Die Spanier setzen aber nicht nur auf den Personenverkehr: "Hyperloop-Technologien können auch in anderen Sektoren, wie zum Beispiel Häfen, eingesetzt werden", hält Zeleros-CEO David Pistoni fest. Um das zu demonstrieren, soll im Hafen von Sagunto, Valencia, ein Prototyp von "Self" (Sustainable Electric Freight-forwarder), eines autonomen Containertransportsystems, das mit Hyperloop-Technologie funktioniert, errichtet werden – auf die Röhre wird dabei allerdings verzichtet.

Weniger rasant soll es auch in Hamburg vorangehen. Dort möchte das Unternehmen Smart City Loop Güterpaletten im hanseatischen Stadtverkehr auf der vorletzten Meile über ein unterirdisches Tunnelsystem transportieren. So sollen der Straßenverkehr und seine Emissionen reduziert und Güter schneller transportiert werden.

Auch in der Schweiz tüftelt man an einem ähnlichen System. Dort plant das Unternehmen Cargo Sous Terrain im nördlichen Alpenraum ein 500 Kilometer langes, weitverzweigtes Netz von sechs Meter breiten Tunneln zu errichten. (Johannes Lau, 14.9.2022)