Luxusmakler Ihres Vertrauens: Jacob Banigan in "Palais Schlossberg" vom Theater im Bahnhof.

Foto: Johannes Gellner/Steirischer Herbst

Die Teilmobilmachung in Russland schürt europaweit Gedanken und Ängste über einen zehrend langen Krieg. Die Ansage aus dem Kreml, das brutale Einberufen junger Männer in die Streitkräfte, macht die aktuelle Arbeit des italienischen Regisseurs Giacomo Veronesi derzeit noch brisanter. Der 38-Jährige stellt in seiner Performance A Safe Space for Male Bodies den militarisierten männlichen Körper ins Zentrum. Premiere ist am 8. Oktober beim Steirischen Herbst im Bruseum der Neuen Galerie Graz.

Das Besondere: Der gebürtige Mailänder Veronesi arbeitet mit einer Gruppe Männer, die beim Bundesheer ausgebildet wurden, und untersucht in dieser für den Ausstellungsraum entwickelten Performance konstruierte Bilder von Heldentum und Männlichkeit sowie die fatale Logik des für das Überleben, aber letztlich auch für das Töten bzw. das Sterben ausgebildeten jungen Menschen.

Unterirdische Träume

Krieg, Klimaerwärmung, Fluchtbewegungen, Ressourcenknappheit und drohender Wohlstandsverlust: Das Theater im Bahnhof packt gleich alle apokalyptischen Fantasien zusammen und präsentiert im neuen Stück Palais Schlossberg eine heiter-zynische Lösung. Der Grazer Schlossberg soll inwendig zur Luxusimmobilie für die zahlungsfähige Bevölkerung ausgebaut werden. Na, Interesse? Sachkundige performative Besichtigungstermine sind möglich, gutes Schuhwerk und warme Kleidung empfohlen (30. 9., 2., 11. u. 14. 10.).

Zudem ersteht beim Steirischen Herbst ein Ursteirer wieder auf. Zum (fast) 50-jährigen Jubiläum des Romans Aus dem Leben Hödlmosers von Reinhard P. Gruber inszeniert Ursula Leitner das von Bernd Watzkas neu adaptierte Bühnenstück Hödlmoser. Aufstieg und Fall des letzten Ursteirers (Termine bis 15. 10.). (Margarete Affenzeller, 29.9.2022)