Wien und Niederösterreich haben sich die Mehrheit am Flughafen gesichert. Dafür wurden lediglich acht Aktien gekauft.

Foto: HO / Flughafen Wien AG

Wien – Auf das Wohlwollen der expansionshungrigen Aktionärsgruppe Airport Group (AGE) Europe wollten die Länder Niederösterreich und Wien offenbar nicht angewiesen sein. Die beiden zu einem Syndikat verbundenen staatlichen Aktionäre der Flughafen Wien AG (VIE) haben ihre 20-Prozent-Pakete kurzerhand um je vier Aktien aufgestockt. Das finanziell kleine Investment – zusammen kosteten die VIE-Anteilsscheine nicht einmal dreihundert Euro – soll eine mehrheitliche Übernahme durch die in Luxemburg domizilierte Airports Group vereiteln.

Diese sammelt seit August Streubesitzaktien ein, um ihren Anteil von knapp 40 Prozent zu erhöhen.

Im Einvernehmen

Die Bundesländer brauchen deshalb so wenige Aktien, weil sie auf das Einvernehmen mit der Flughafen-Mitarbeiter-Stiftung bauen können, die inzwischen zehn Prozent der VIE-Aktien hält. Zusammen sollten sie bestimmende Aktionäre bleiben.

"Die Wien Holding hat ihre Anteile an der Flughafen Wien AG um vier Aktien aufgestockt", zitierte das Wochenmagazin Profil die Eigentümervertreter des Wiener Aktienpakets. Die Beteiligungsmeldung hierzu sei am Mittwoch erfolgt. Damit darf das Unterfangen als bestätigt angesehen werden.

Nebenwirkungen?

Allerdings könnten sich die staatlichen Kernaktionäre mit ihrer Volte unangenehme Nebenwirkungen eingehandelt haben. Denn ab 30 Prozent ist laut Übernahmegesetz von einem Kontrollwechsel auszugehen und allen Aktionären der Zielgesellschaft ein Pflichtangebot zu unterbreiten. Das hätte auch für die über eine hochkomplizierte Schachtelkonstruktion an Treuhand-, Holding- und Briefkastengesellschaften organisierte Airports Group Europe und deren maßgeblichen Gesellschafter, die IFM Global Infrastructure, gegolten.

AGE bekam von der Übernahmekommission der Wiener Börse allerdings eine Ausnahmegenehmigung aufgrund ihrer Beteiligungsstruktur und der Governance-Situation am Wiener Flughafen, berichtete die Austria Presse Agentur. AGE musste kein Pflichtangebot unterbreiten, sondern nur ein Freiwilliges Öffentliches Teilangebot. Es wird also spannend, ob diese Ausnahme auch den staatlichen Aktionären gewährt wird.

Preis erhöht, Fristen verlängert

Sehr magnetisch dürfte das Teilangebot der fälschlicherweise als "Australier" bezeichneten Investorengruppe für den Streubesitz ohnehin nicht sein. Denn der Airport-Investor, der sein Aktienpaket von knapp 40 Prozent erklärtermaßen um knapp zehn Prozent oder bis zu 8.399.990 Aktien aufstocken will, erhöhte sein freiwilliges öffentliches Teilangebot für 9,99 Prozent der Anteile am VIE von 33 auf 34 Euro je Aktie am Dienstag. Dies freilich erneut cum dividend, also einschließlich Dividenden. Aktionäre, die ihre Aktien einliefern, bekommen also um 75 bis 90 Cent weniger für ihre Papiere.

Verlängert wurden auch die Fristen: Die bis 6. Oktober laufende Annahmefrist wurde um zehn Börsentage erstreckt. Die Frist für die aufschiebenden Bedingungen wurde bis 31. Mai 2023 verlängert. Dies wegen der Prüfungen gemäß Investitionskontrollgesetz – erst durch die EU-Kommission und dann durch das Wirtschaftsministerium. Diese Prüfungen dienen dazu, allfälligen Ausverkauf von öffentlicher Infrastruktur zu unterbinden und können mehrere Wochen in Anspruch nehmen. (ung, 29.9.2022)