Die Beheizung von Skiliften fällt heuer flach. Der eine oder andere wird heuer aber vermutlich seinen Winterurlaub wegen Ebbe in der Haushaltskasse abblasen.

Foto: APA/EXPA/JOHANN GRODER

Beinahe war es mal wieder richtig Sommer, ein Sommer, wie er früher einmal war. Das gilt zumindest für die heimische Tourismusbranche. Waren die Betriebe einer der größten Verlierer der Corona-Pandemie, bescherte die nach dem erzwungenen Stillstand zurückgekehrte Reiselust der Branche eine erfreuliche Zwischenbilanz. Die wichtigsten Monate der Sommersaison, Juli und August blieben mit 38,62 Millionen Nächtigungen nur hauchdünn unter dem Vergleichszeitraum 2019. Im August wurde mit 20,67 Millionen Übernachtungen das Niveau von August 2019 sogar um 2,3 Prozent übertroffen.

Es waren vor allem Erholungssuchende aus Deutschland, Italien und aus den Niederlanden, die für das Plus – und damit auch für ein Aufatmen in der Branche – gesorgt haben. Mit 15,24 Millionen wurde die höchste Zahl an Nächtigungen von nichtösterreichischen Gästen seit August 1993 erreicht. Dafür ließen die Österreicher und Österreicherinnen ab Juli aus: Im Vergleich zum August 2020 verzeichneten die heimischen Statistiker bei den Nächtigungen einen Rückgang um 18,5 Prozent, gegenüber dem August 2021 ein Minus von 12,8 Prozent.

Energiekostenschock und Inflation

Ungetrübt verlief der Sommer also nicht. Mit Energiekostenschock und Inflation stiegen vor allem die heimischen Konsumenten auf die Bremse. Die weitere Entwicklung der Branche werde durch den Ukraine-Krieg und die hohe Inflation "erheblich beeinträchtigt", hält Bank-Austria-Ökonom Günter Wolf in einer Analyse fest. Die hohen Treibstoffpreise verteuern Pkw-Reisen, mit den höheren Lebenshaltungskosten bleibt den Haushalten weniger übrig, um zu urlauben. "Voraussichtlich gelingt es dem heimischen Tourismus erst im Lauf von 2023, das Corona-bedingte Minus vollständig auszugleichen", lautet der Schluss.

Die heimischen Hoteliers schlagen schon länger Alarm. Den Betrieben stünde durch die gestiegenen Energiekosten das Wasser bis zum Hals, wurde wiederholt gewarnt. Zumindest einen Teil will nun die Regierung abfedern (siehe dazu: 1,3 Milliarden und keine Heizschwammerln: Regierung fixiert Energiehilfen für Unternehmen) und nimmt dafür auch einiges an Geld in die Hand. Das Budget für den Energiekostenzuschuss wird von 450 Millionen auf 1,3 Milliarden Euro aufgestockt.

Gut, aber zuwenig

Gut, aber zu wenig, klassifiziert der Obmann der WKO-Bundessparte Tourismus, Robert Seeber, das Paket. Er glaubt, "dass der Zuschuss in der vorgestellten Form bei bis zu 10-fach höheren Energiekosten im Vergleich zum Vorjahr und der ins Haus stehenden CO2-Bepreisung mit Oktober nicht ausreichen wird." Um den Betrieben über den Winter zu helfen, müsse unbedingt eine weitere Förderperiode angeschlossen werden.

Auch Wifo-Experte Oliver Fritz hält es für angebracht, den Unternehmen über die nächsten Monate zu helfen: "Das muss aber auch wieder ein Ende haben." Es gelte darauf zu achten, dass jetzt auch in mehr Energieeffizienz investiert werde, so Fritz. Anders als Privathaushalte könnten Betriebe die Kosten auch weitergeben. Nachsatz: "Sie müssen eben ihr Geschäftsmodell an die neuen Rahmenbedingungen anpassen." (Regina Bruckner, 29.9.2022)