Edward Snowden, hier virtuell zu Gast beim Web-Summit in Lissabon, ist nun auch russischer Staatsbürger.

Foto: imago images/ZUMA Wire

Edward Snowden erlangte globale Berühmtheit, als der Whistleblower im Jahr 2013 den Überwachungsapparat des US-Geheimdienstes NSA aufdeckte. Nun wäre anzunehmen, dass das nähere Umfeld des weltweit berühmtesten Datenschützers besonders sorgsam mit persönlichen Daten im Web umgeht. Doch dem ist nicht so. Während im STANDARD-Forum zuletzt eifrig darüber diskutiert wurde, ob man Fotos der eigenen Kinder auf Instagram teilen soll, hat Snowdens Frau Lindsey diesbezüglich wenig Hemmung.

Als Snowden Anfang dieser Woche die russische Staatsbürgerschaft verliehen wurde, meldete sich der IT-Experte auf Twitter zu Wort. In einem auf seiner Timeline angepinnten Posting betonte er, dass er und seine Frau jahrelang von ihren Familien getrennt gewesen seien und dass sie nicht von ihren Söhnen getrennt werden wollen. "Ich bete für ihre Privatsphäre für sie und uns alle", schrieb Snowden. Und fügte ein Familienfoto hinzu.

Zwei Jahre zuvor hatte Snowden bekanntgegeben, eine doppelte Staatsbürgerschaft – also die russische ergänzend zur US-amerikanischen – zu beantragen. In diesem Kontext verlinkte er auf ein Posting seiner Frau Lindsay, die seit 2011 auf Twitter aktiv ist. Dort hat sie über 24.000 Follower, auf Instagram folgen ihr über 50.000 Menschen.

Aktuellen Medienberichten zufolge hat Frau Snowden nach wie vor nur die US-amerikanische Staatsbürgerschaft, soll aber ebenfalls bald die russische erhalten. Auf Instagram bezeichnet sie sich selbst als "Selbstporträtkünstlerin und Dichterin".

Und in dieser Funktion geizt die Ehefrau des Datenschützers nicht mit Fotos aus dem eigenen Familienleben. So sind nicht in wenigen Postings die Kinder zu sehen, wiewohl zumindest die Gesichter – etwa mit Emojis – unkenntlich gemacht wurden.

Ebenfalls nicht gerade zurückhaltend verhält sich die Ehefrau des NSA-Whistleblowers, wenn es um das Posten von Aktfotografie – eine Kunstform, mit der man per Definition die Darstellung eines nackten oder halbnackten menschlichen Körpers bezeichnet – geht.

Die von Frau Snowden veröffentlichten Bilder werden von Twitter teils als "potentially sensitive content" markiert. Edward Snowden hatte 2014 mit der Bekanntgabe für Aufsehen gesorgt, dass NSA-Mitarbeiter Nacktfotos von Überwachten weitergeben.

Sowohl das Twitter- als auch das Instagram-Profil verlinken auf eine Website der Künstlerin, die über keine SSL-Zertifizierung verfügt.

Erinnerungen an "South Park"

Freilich ist es jedem Menschen selbst überlassen, wie freizügig er oder sie mit persönlichen Daten, Fotos des eigenen Körpers und Bildern der Kinder umgeht. Dass aber ausgerechnet im Umfeld des weltweit berühmtesten Datenschützers ein derart laxer Umgang gepflegt wird, mutet für Beobachter schon ein wenig seltsam an – und weckt Erinnerungen an eine Folge der Satire-Zeichentrickserie "South Park", die im Rahmen des NSA-Skandals veröffentlicht wurde. In dieser Episode ist Cartman erbost über die Machenschaften des Geheimdienstes, während er selbst eifrig private Informationen öffentlich im Social Web teilt.

Es scheint, als habe ein weiteres Mal die Realität die Fiktion überholt. Satiriker sind in Zeiten wie diesen wahrlich nicht um ihren Job zu beneiden. (red, 29.9.2022)