Im Fadenkreuz der Drohungen und Beleidigungen steht unter anderem der Präsident der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj.

Foto: IMAGO/Ukraine Presidents Office

Auf der einschlägigen und 2017 gegründeten Website démocratie participative wurde zuletzt in einem der Foren ein Artikel gepostet, der Werbung für den "Dirty Jew 2022 Contest" macht. Ein neuer Bericht des Middle East Media Research Institute (Memri) zeigt Inhalte dieses Forums und die dort gemachten Aussagen.

Offener Rassismus

"Fühlt euch frei, Namen vorzuschlagen, und erklärt dann kurz, warum diese Person ein starker Kandidat sein könnte," erklärt ein Beitrag den "Wettbewerb" im Forum. Die Wahl würde bis Weihnachten 2022 laufen, wird ergänzend hinzugefügt. Mehrere Nutzer des Forums nominierten daraufhin den französischen Politiker und Europaparlamentarier Raphaël Glucksmann. Ebenfalls im Fokus der rassistischen Diskussion: der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, wie eine Analyse der Plattform Domestic Terrorism Threat Monitor (DTTM) aufdeckte.

Der Nutzer MohamedMOUCHEàMERDE schreibt: "Ich wähle Glucksmann. BHL (der französische Philosoph Bernard-Henri Lévy Anm.) wäre zu einfach, wenn sogar Linke und Araber ihn hassen." Das Gesicht von Glucksmann bezeichnet er als "schmutzig", und er freue sich, die Gesichter der Kinder von Glucksmann und "dem anderen Kamel" zu sehen. Gemeint ist Glucksmanns Lebensgefährtin, die französisch-libanesische Journalistin Léa Salamé.

Viele User schließen sich den beleidigenden Worten an. Glucksmann sei ein "starker Kandidat" für den "Dreckigen Juden des Jahres". Es nerve, dass sich der Politiker täglich auf Social Media "selbstdarstellerisch" geben würde. Auch die Unterstützung des "anderen dreckigen Juden" Selenskyj wird dem französischen Politiker vorgeworfen.

Foto: Memri
Foto: Memri

Keine Tabus

Tabus sind den Nutzern fremd, dafür werden wilde Theorien aufgestellt. Der User Godric, der wie alle anderen Forenposter unter einem Pseudonym schreibt, wirft Glucksmann vor, dieser würde die Immigration nach Schweden propagieren, um das Verschwinden von "weißen Menschen" aus Frankreich voranzutreiben. Unter dem "geliebten Führer" wäre Glucksmann sofort gehängt worden, schreibt Godric und erhält dafür Bestätigung von anderen Nutzern des Forums.

Immer wieder taucht auch der Name von Éric Zemmour auf, der eigentlich ein Rechts-außen-Politiker ist, der zuletzt auch bei der Präsidentschaftswahl angetreten ist. Unter dem Namen Djdjcjejx verbirgt sich ein Nutzer, der Zemmour vorwirft, mehr als 20 Jahre lang "den Blick von Millionen Franzosen von den Missetaten seiner Glaubensgenossen und von der Rassenfrage abzulenken".

Eine Forenmoderation, die hier einschreiten würde, gibt es nicht. Die Website wird in der Browsersuche mit Hakenkreuzen angezeigt. Inhaltlich findet man auf der Newsplattform Beiträge mit Inhalten wie "LGBTQ-Propaganda" und "Jüdisch-amerikanischer Terrorismus". Hinter der Plattform steht offenbar der rechtsextreme Aktivist Boris Le Lay, wie die französische Zeitung "La Croix" 2018 berichtete. Diverse Versuche französischer Staatsanwälte, die Website mit strafrechtlichen Mitteln stillzulegen, scheiterten.

Foto: Screenshot, Google Suche

MEMRI

Die Plattform Memri ist eine Nonprofitorganisation, gegründet von dem ehemaligen israelischen Geheimdienstoffizier Yigal Carmon und dem amerikanisch-israelischen Politikwissenschafter Meyrav Wurmser. Der dazugehörige Domestic and Transnational Terrorism Threat Monitor untersucht gezielt die Online-Aktivitäten von neonazistischen und weißen rassistischen Gruppen und Einzelpersonen, die hasserfüllte und antisemitische Inhalte verbreiten. Die Organisation veröffentlicht Berichte über die Online-Aktivitäten dieser Gruppen und stellt sie Medien auf der ganzen Welt zur Verfügung. (red, 30.9.2022)