Das Linux-Maskottchen Tux steht kopf.

Grafik: Linux Foundation

Linux und Patente: Das ist immer schon eine etwas komplizierte Geschichte. Je nach Distribution wird unterschiedlich strikt mit dem Thema umgegangen, Fedora gehört dabei zu jenen, die besonders darauf pochen, tunlichst keine Software zu verwenden, die Patente verletzen könnte. Insofern erscheint eine nun getätigte Entscheidung nur konsequent, für die betroffenen User hat sie trotzdem äußerst negative Auswirkungen.

Strom verbrennen

Fedora will die Hardwarebeschleunigung für jegliche patentbehaftete Video-Codecs in der eigenen Distribution deaktivieren. Konkret geht es dabei um die viel genutzten Codecs H.264, H.265 und VC1. Die Konsequenz: Die Wiedergabe entsprechender Videos wird künftig wieder über die CPU abgewickelt, was deutlich mehr Strom verbraucht und auch die Hitzeentwicklung erhöht.

Dass die Hardwarebeschleunigung überhaupt jemals von Haus aus aktiviert war, bezeichnet der dafür zuständige Entwickler David Airlie in einer Mail als Versehen. Eines, das zumindest in kommenden Versionen der Distribution rückgängig gemacht werden soll, also ab Fedora 37. Ob die entsprechende Änderung auch an bereits veröffentlichten, aber noch aktuell gewarteten Versionen der Distribution vorgenommen werden soll, ist noch Bestandteil von Diskussionen.

Argumente

Airlie argumentiert, dass die Aktivierung der Hardwarebeschleunigung aufgrund der bekannten und problematischen Patentsituation Fedora und Betreiber Red Hat / IBM in rechtliche Probleme bringen könne. Ganz von der Hand zu weisen ist dieser Einwand nicht, so bietet etwa selbst Microsoft bei Windows den HEVC-Support nicht von Haus aus an. Dieser kann über eine extra erwerbbare Erweiterung nachgerüstet werden. Bei H.264 scheint Microsoft hingegen die Lizenzkosten abzufangen, wie Golem.de herausstreicht.

Bleibt abzuwarten, ob andere Distributionen diesem Vorbild folgen, zuletzt war die Hardwarebeschleunigung in der zentralen Grafikbibliothek Mesa nämlich von Haus aus aktiviert. Für die breite Masse machen solche Entwicklungen die Nutzung eines Linux-Desktops jedenfalls weiter unattraktiver.

Immer wichtiger

Immerhin spielt die Hardwarebeschleunigung in den vergangenen Jahren eine immer wichtigere werdende Rolle. Geht es dabei doch nicht nur um lokale Videos, sondern auch um das Streaming von Filmen, Serien und zunehmend auch Spielen. Vor allem aber ist das auch für Videoanrufe relevant, will man verhindern, dass der Rechner dabei zu stocken beginnt. Wer das nötige technische Wissen mitbringt, wird natürlich auch weiterhin einen Weg finden, die entsprechenden Funktionen nachträglich zu aktivieren. Das können oder wollen aber eben nicht alle. (apo, 29.9.2022)