Right Livelihood Award für Oleksandra Matwijitschuk.

Foto: Right Livelihood Foundation

Eigentlich wollte die Ukrainerin Oleksandra Matwijitschuk Theaterproduzentin werden. Doch die Aktivistin in ihr setzte sich durch, nachdem sie den Kampf ihres Landes um seine Unabhängigkeit Ende 1991 miterlebt hatte. Sie entschied sich für ein Jus-Studium, um etwas gegen Menschenrechtsverletzungen und für die Stärkung der Zivilgesellschaft tun zu können.

Am Donnerstag bekamen Matwijitschuk und das Zentrum für bürgerliche Freiheiten (Center for Civil Liberties – CCL), das sie seit 2007 leitet, eine gut dotierte Anerkennung für ihren Einsatz auf diesem Gebiet: Sie und das CCL können sich zu den Trägern des Right Livelihood Award zählen. Dotiert ist der "Alternative Nobelpreis", wie er auch genannt wird, mit einer Million schwedischen Kronen (92.137,88 Euro).

Das Engagement der 38-Jährigen ist seit dem russischen Einmarsch in ihr Land vor acht Jahren noch bedeutender geworden. Dass sie letztlich gegen Kriegsverbrecher und für die Unabhängigkeit ihres Landes kämpfen muss, zeichnete sich nach ihrem Jus-Studium an der Nationalen Taras-Schewtschenko-Universität in Kiew noch nicht ab.

Kampf für die Freiheit

Die Ukraine mache derzeit eine hochdramatische Periode ihrer Geschichte durch, sagt die 1983 noch in der Sowjetunion geborene Menschenrechtsaktivistin heute: "Wir kämpfen für Freiheit, in jeder Hinsicht."

Für diesen Kampf hat Matwijitschuk auch die globale Initiative Euromaidan SOS gegründet, die sich für die Freilassung illegal inhaftierter Menschen in Russland und den besetzten Gebieten auf der Krim und in der Donbass-Region einsetzt. Die Initiative wurde einen Tag nach der gewaltsamen Niederschlagung der friedlichen Demonstrationen Ende 2013 auf dem Unabhängigkeitsplatz Maidan in Kiew ins Leben gerufen. Matwijitschuk dokumentierte die Polizeigewalt.

Damals, als die Einsatzkräfte das Feuer auf friedlich Demonstrierende eröffneten, habe ihr Mann Oleksandr angerufen, erzählt Matwijitschuk. Er habe ihr gesagt, dass er auf dem Maidan sei und sie liebe. Dann sei die Verbindung abgebrochen. Oleksandr blieb unverletzt, aber das Erlebnis habe sie darin bestärkt, ihr Leben dem Kampf gegen Menschenrechtsverbrechen zu widmen.

Dafür stellt die Idealistin auch ihre eigenen Bedürfnisse vollkommen in den Hintergrund: "Ich werde mich um mich kümmern, wenn wir alle sicher sind", sagt sie. Ihr Einsatz könnte noch länger nötig sein. (Manuela Honsig-Erlenburg, 29.9.2022)