Der Mondkrater Goclenius, aufgenommen von der Apollo-8-Mission im Jahr 1968.
Foto: NASA via AP, File

Die Dart-Mission der US-Weltraumagentur Nasa hat kürzlich die Aufmerksamkeit auf die Gefahren großer Meteoriteneinschläge gelenkt. Ein Blick auf die Mondoberfläche mag als Erinnerung daran dienen, wie häufig die Einschläge kosmischer Objekte sind und wie heftig sie ausfallen können. Aufgrund der fehlenden Atmosphäre erreichen Meteoriten den Mond ungebremst, und zudem sorgen fehlende Erosion und Tektonik auf dem Erdtrabanten dafür, dass die entstandenen Krater lange Zeit nahezu unverändert bleiben, was beides für die beeindruckende Kraterlandschaft des Mondes sorgt.

Doch der Mond wird in Summe nicht häufiger von Objekten aus dem All getroffen als die Erde. Eine neue Untersuchung, die auf Analysen von Mondstaub basiert, deutet nun darauf hin, dass Erde und Mond in der Vergangenheit sogar nahezu zeitgleich getroffen wurden. Die Übereinstimmung ist zu groß, um zufällig zu sein, wie Forschende nun herausgefunden haben.

Als Ausgangspunkt diente die chinesische Mondmission Chang'e 5, die im Dezember 2020 im Gebiet des Oceanus Procellarum genannten Beckens auf dem Mond landete, um unter anderem zwei Kilogramm Mondmaterial einzusammeln und zurück zur Erde zu bringen.

Die Sonde Chang'e-5 machte nach ihrer Landung auf dem Mond eine Aufnahme von ihrem Bein.
Foto: AFP

In dem gesammelten Material, bei dem es sich um Basalt mit Anteilen von Eisenoxid und Titanoxid handelt, fand sich außerdem sogenanntes Impakt-Glas. Dieses entsteht bei Meteoriteneinschlägen, wenn durch die beim Aufprall entstehende enorme Hitze Gestein schmilzt und winzige Tröpfchen bildet, die dann zu glasartigem Material erstarren. Impakt-Glas gehört zu den wichtigsten Quellen von Information über vergangene Meteoriteneinschläge.

Winzige Glasperlen

Dieses Impakt-Glas untersuchten Forschende von der Curtin University aus Perth in Australien im Rahmen einer Studie, deren Ergebnisse nun im Fachjournal "Science Advances" veröffentlicht wurden. "Wir haben eine breite Palette mikroskopischer Analysetechniken, numerischer Modellierung und geologischer Untersuchungen kombiniert, um zu bestimmen, wie diese mikroskopisch kleinen Glasperlen vom Mond entstanden sind und wann", erklärt Erstautor Alexander Nemchin.

Die Sonde mit dem von Chang'e-5 gesammelten Mondmaterial nach ihrer Landung in der Mongolei.
Foto: STR / AFP

Dabei stießen die Forschenden auf überraschende Parallelen zu irdischen Meteoriteneinschlägen. Die Zeiten und Häufigkeiten von Einschlägen deckten sich mit jenen auf der Erde. Insbesondere zeigte sich, dass der prominenteste Meteoriteneinschlag der Erdgeschichte – jener, der den Chicxulub-Krater auf der mexikanischen Halbinsel Yucatan zurückließ und das Aussterben der Dinosaurier mitverursacht hat –, ein Pendant kleinerer Einschläge auf dem Mond hatte.

"Die Studie ergab, dass große Einschlagsereignisse auf der Erde wie beim Chicxulub-Krater vor 66 Millionen Jahren von einer Reihe kleinerer Einschläge begleitet worden sein könnten", sagt Nemchin. "Wenn das richtig ist, deutet dies darauf hin, dass die Alters-Häufigkeits-Verteilungen der Einschläge auf dem Mond wertvolle Informationen über die Einschläge auf die Erde oder das innere Sonnensystem liefern könnten."

Eine Probe des von der Sonde Chang'e-5 gesammelten Mondmaterials, ausgestellt in einem Museum in Peking.
Foto: WANG Zhao / AFP

Weitere Forschungen sollen mehr Klarheit bringen, sagt Nemchins Kollegin Katarina Miljkovic. "Der nächste Schritt wäre der Vergleich der aus diesen Chang'e-5-Proben gewonnenen Daten mit anderen Mondböden, um andere signifikante Aufprallereignisse auf dem Mond aufzuspüren, die vielleicht auch Auswirkungen auf der Erde hatten." (Reinhard Kleindl, 1.10.2022)