Zumindest ein Praktikum in der Wirtschaft empfiehlt Ex-ORF-Chef Alexander Wrabetz auf Servus TV Politikern.

Foto: Screenshot Servus TV

Gesprächspartner von Alexander Wrabetz wollen von Ambitionen wissen, dass sich der ORF-Langzeitgeneraldirektor gut als Kultur- und Medienminister einer künftigen Regierung vorstellen kann. Bei "Talk im Hangar-7" über "Vertrauen verspielt: Regiert die Politik am Volk vorbei?" machte er sich schon einmal Gedanken, welche Kompetenzen für ein Ministeramt geboten wären.

"Kompetenzfrage in der Politik"

Über die "Kompetenzfrage in der Politik" sagte Wrabetz etwa: "In der Politik sollte nur jemand sein, also zum Beispiel in der Wirtschaftspolitik, wer zumindest einmal ein Unternehmen von innen gesehen hat."

"Der deutsche Wirtschaftsminister ist wahrscheinlich einer der besten Politikphilosophen, die ich jedenfalls kenne, und er hat auch sehr gut kommuniziert", sagte Wrabetz Donnerstagabend auf Servus TV: "Aber gut wäre in der jetzigen Zeit, wenn jeder, der ein Ministeramt übernimmt, einmal drei Monate in einem exportorientierten, globalen Betrieb als Managementpraktikant geht."

ORF und Vamed geführt

Wrabetz' Qualifizierung zum Medien- und Kulturminister würde sich da gut ausgehen: Er hat von 2007 bis Ende 2021 den ORF, Österreichs größtes Medienunternehmen, geführt. Auch ein exportorientiertes Unternehmen hat er davor schon geleitet – den international aktiven Spitalsspezialisten Vamed. Beides allerdings nicht reine Privatwirtschaft.

Im "Kurier"-Interview wollte Wrabetz zuletzt Ambitionen auf ein Ministeramt aber nicht bestätigen: "Wenn man mich fragt, kann ich mich gerne im medien- und kulturpolitischen Bereich einbringen, aber ich strebe keine politische Funktion an."

Bei Servus TV, an dessen Talks Wrabetz schon mehrfach teilgenommen hat, traf der Ex-ORF-General diesmal auf den ehemaligen CDU-Politiker Wolfgang Bosbach, die Historikerin Andrea Komlosy, Medienwissenschafter Norbert Bolz und Monika Wechselberger, Vizebürgermeisterin von Mayrhofen im Zillertal.

"Vodoo-Science" in den Geisteswissenschaften

Bolz sinnierte im Hangar-7 am Donnerstag auch über den Werdegang von Politikern und mangelnde Erfahrung im richtigen Leben abseits der Politik, deren Karrieren während oder nach langen Studien der Geisteswissenschaft begännen. "Oder Jus", wendet Moderator Michael Fleischhacker da ein. Bolz: "Das wäre ja noch gut. Aber die meisten studieren irgendwelche Voodoo-Sciences."

Norbert Bolz hat laut Wikipedia-Eintrag in Mannheim, Heidelberg und Berlin Philosophie, Germanistik, Anglistik und Religionswissenschaft studiert.

"Peinlichkeit sondergleichen"

Bolz, noch häufiger bei Servus TV als Wrabetz, sprach von einer Politik, die sich "ohnmächtig fühlt im Umgang mit den aktuellen Herausforderungen" und "nach Ersatzschauplätzen sucht. Also der ganze Wokism, Political Correctness, diese ganzen Themen, Gendern und Ähnliches mehr. Was ja eigentlich eine Peinlichkeit ist angesichts dieser großen Krisen, dass derartige Themen derartig in den Vordergrund gerückt werden. Das ist eine Peinlichkeit sondergleichen. aber das erklärt auch, dass die Politik mit den Leuten kaum mehr etwas zu tun hat." (Harald Fidler, 30.9.2022)